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Valerian Gillar (1839-1927)

Herkunft 

 

Valerian Gillar kam am 28.4.1839 in Freiberg in Mähren (Příbor) zur Welt. Er war das 3. Kind seiner Eltern - Valentin Gillar und Franziska Konecny

Geburtsmatrikel von Valerian Gillar 1839

Insgesamt gebar Franziska Gillar 8 Kinder:

  • Karl (1835 – 1906)
  • Timotheus (*1837)
  • Valerian (1839-1927)
  • Vinzenz (1841-1870)
  • Franziska (*1843)
  • Valentin (*1845)
  • Valerius (*1849)
  • Franz (*1853)

Ob die gesamte Familie nach Wien zog oder nur einige der Kinder, ließ sich nicht feststellen. Zumindest einen Bruder von Valerian konnte ich in Wien aufspüren. Vinzenz war Wagenlackierer und wohnte in der Ungargasse 33. Er starb bereits im Alter von 29 Jahren, am 19.3.1870,  an Tuberkulose. 

 

Der Kunstschlosser 

Werbung des Kunstschlossers Valerian Gillar

Valerian Gillar ergriff den Beruf eines Bau- und Kunstschlossers. Seine Werkstatt befand sich zuerst im 4. Bezirk, in der Starhemberggasse 7. Später verlegte er sie in den 5. Bezirk, in die Griesgasse 30. Valerians Werkstücke zogen bald die Aufmerksamkeit auf sich. Seine Expertise lag vor allem bei der Anfertigung von Altar- und Kommuniongittern, Beleuchtungskörpern, Wandleuchtern, Balkon- und Treppengeländern und Kaminschirmen. Er stellte aber auch kunstvoll gestaltete Glashäuser her. Die Zeichnungen und Entwürfe für neuartige Formen und Muster fertigte er meist selbst an.  

Werbung des Kunstschlossers Valerian Gillar

1877 war Valerian Gillar bereits „k.u.k. Hoflieferant“. Zu seinen Lehrlingen zählte u.a.  Albert Milde, der während der Stadterneuerung große Bedeutung erlangte.

 

Es war auch damals schon schwer, gutes und verlässliches Personal zu finden. Valerian Gillar hatte es öfters mit unredlichen Mitarbeitern zu tun.  1878 entlockte Ing. Georg Roith seinem Dienstherrn 150 Gulden. Nachdem er eine bedienstete Magd um weitere 90 Gulden erleichtert hatte, machte er sich mit dem Geld aus dem Staub. 1886 wurde Valerian Gillar von 3 seiner Schlossergehilfen bestohlen. Sie entwendeten wertvolle Zeichnungen, Werkzeuge und Modelle. Die Polizei konnte die Diebe dingfest machen und den Großteil des Diebesgutes sicherstellen. 1891 wurde der Schlossermeister von seinem Magazineur Jacob Suchanek geschädigt. Dieser kassierte ohne Wissen seines Chefs Zahlungen von Kunden und veruntreute das Geld. Die Anklage brachte dem Täter bei der Gerichtsverhandlung 15 Monate schweren Kerker ein. 

Viisitenkarte des Kunstschlossers Valerian Gillar sen.

1880 stelle Valerian auf der Niederösterreichischen Gewerbeausstellung aus. Er präsentierte dort u.a. einen Luster, eine Konsole samt Lampe, Tür- und Fensterbeschläge, eine Laterne, zwei Vorhanghalter und einige Leuchter aus getriebenem Schmiede-Eisen im Renaissancestil. Für seine Produkte wurde er mit der „Medaille erster Classe“ ausgezeichnet.  Zu seinen Kunden zählten auch viele Mitglieder des Kaiserhauses. So erstanden 1881 z.B. Kronprinz Rudolf und Erzherzog Ludwig Victor zahlreiche Weihnachtsgeschenke beim Kunstschlosser. Aber auch Vertreter der ausländischen Königshäuser kauften bei Valerian Gillar ein. 

 

Zeitungsinserat d. Kunstschlossers Valerian Gillar

Am 1. Oktober 1880 erschien in der Neuen Freien Presse ein Artikel, in dem der Redakteur die Arbeit von Albert Milde pries. Er stellte dabei die These auf, dass kein anderer Schmied in der Lage sei, derart kunstvoll in Eisen getriebene Reliefköpfe und ein gleichwertiges schmiedeeisernes Portal herzustellen. Bei den kleineren Arbeiten erwähnte er, dass dies Gillars Genre sei und er darin durchaus Milde ebenbürtig sei. Valerian Gillar reagierte auf diesen Bericht mit einem Leserbrief. Zum einen war er der Lehrherr von Albert Milde gewesen und zum anderen wollte er die Ehre der Kunstschlosser retten. Er stellte klars, dass derartige Arbeiten jeder Kunstschlosser anfertigen könne. 

 

1881 erstand Valerian Gillar in der Siebenbrunnengasse Nr. 9 ein Grundstück mit ca. 1700 m² bebauter und ca. 700m² unverbauter Fläche. Er verlegte dann sowohl seinen Firmen- als auch seinen Wohnsitz dorthin. 

Werkstück des Kunstschlossers Valerian Gillar

Valerian war auch an den Arbeiten am 1881 eröffneten Justizpalast beteiligt. Seine Kunstschlosserarbeiten zeigten sich z.B. bei den Gasbeleuchtungsgegenständen.  1881 und 1889 verlieh ihm Kaiser Franz Joseph I. das goldene Verdienstkreuz. Valerian Gillar reiht sich auch in die Liste der Künstler und Gewerbetreibenden ein, die bei der Ausgestaltung des Wiener Rathauses tätig waren. Und auch im Chorherrenstift Klosterneuburg hat er mit seinen Werken Spuren hinterlassen. Aber auch am Zentralfriedhof findet man Arbeiten von Valerian Gillar. So stammten z.B. die reichverzierten Schmiedeeisenarbeiten am Grabmal des Verlegers Rudolf Schürer von Waldheim (Gruppe 35B/G1/37) aus seiner Werkstätte. Leider ist davon nicht mehr viel vorhanden. Ich frage mich, wo diese kunstvollen Arbeiten hinverschwunden sind. Vom ehemals vorhandenen Grabgitter ist nichts mehr zu sehen. Auch die Grablaternen wurden entfernt. Sogar die 2 Engel fehlen, die einst links und rechts vom Medaillon mit dem Bildnis von Rudolf Schürer von Waldheim angebracht waren. 

1882 machte Valerian Gillar dem österr. Museum ein aus Schmiedeeisen gefertigtes Glockengestell zum Geschenk. Der Entwurf dazu stammte von Prof. Hermann Herdtle, der an der Wiener Kunstgewerbeschule lehrte. Valerian Gillar war auch als Vertreter der Maschinen- und Metallwaren-Industrie für die Arbeitgeberseite am Gewerbegericht tätig.  

 

1894 erweiterte Valerian Gillar seinen Fabriksbau in der Siebenbrunnengasse. Im selben Jahr nahm er an der Antwerpener Weltausstellung teil. Er zeigte eine Uhr aus Schmiedeeisen und zwei Girandolen. Bei der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 beteiligte sich Valerian mit Ausstellungskästen, die in Form einer äußerst schmalen Säule gefertigt waren. Darin kamen seine ausgestellten Waren besonders gut zur Geltung. 

Preisbuch des Kunstschlossers Valerian Gillar

Im Mai 1899 erschien sein Preisbuch, das bis heute erhalten ist. Dieses gibt Aufschluss über die Produktpalette aus Valerians Werkstätte. Interessant ist, dass darin den Kunden angeboten wurde, mit ihnen nicht nur auf Deutsch, sondern wahlweise auch in Englisch, Französisch oder Tschechisch zu kommunizieren. Dies lässt auf einen internationalen Kundenkreis schließen, der bei Valerian einkaufte. 

 

Valerian Gillar betrieb auch ein Geschäftslokal am Stephansplatz Nr. 4. Im Herbst 1906 eröffnete er eine Verkaufsfiliale im Palais Brassican-Wilczek in der Herrengasse 5. Dort fand man die reizendsten Erzeugnisse der Galvanoplastik, der Stahl- und Metallschleiferei, sowie Oxydationen in allen Nuancen. Es wurden stilvolle, moderne Innendekorationen, wie Luster, Stehlampen, Leuchter, Heizkörperverkleidungen, Jardinieren, Palmenständer usw. angeboten. Jedes Stück war nicht nur von solider Qualität, sondern auch ein wahres Kunstwerk. Doch die Auftragslage verschlechterte sich zusehends. 1903 entließ Valerian Gillar daher einen Arbeiter wegen Arbeitsmangel. Der Rest der Belegschaft streikte daraufhin, weil sie dies als einen Angriff gegen alle Arbeiter sah. Doch Gillar beschäftigte weit mehr Leute, als die Arbeit erforderte. Er entschloss sich daher die Schleiferei und Druckerei des Unternehmens ganz zu schließen.   

 

Eines von Valerians kunstvollen Werken, kann man heute noch im öffentlichen Raum bewundern. 1906 wurde die Herz-Jesu-Kirche im 3. Bezirk fertiggestellt. Die Kunstschmiedearbeiten fertigte Valerian Gillar an. Bei einer dieser Arbeiten handelt es sich um die Beschläge der Eingangsportale.  

Am 14. Juli 1908 ereignete sich ein schwerer Arbeitsunfall in der Werkstätte von Valerian Gillar. Der 22jährige Metallschleifer Georg Stellhofer kam mit seiner rechten Hand in eine Schleifmaschine. Dabei wurden ihm Glieder seines Zeige- und Mittelfingers abgetrennt. 

 

1910 übertrug Valerian Gillar seinen Betrieb an seine Söhne. Das Grundstück mit den dazugehörigen Gebäuden erhielten Valerian Jun., Robert und Leon zu je 1/3. Das Unternehmen wurde in eine OHG umgewandelt. Im Gewerberegister wurden die 3 Söhne als gleichberechtigte Gesellschafter eingetragen. Valerian Jun. und Robert waren bereits ausgebildete Bau- und Kunstschlosser, ihr Bruder Leon war noch Schüler in der Kunstgewerbeschule. 

 

Valerian Gillar (wobei unklar ist, ob es sich dabei um den Vater oder Sohn handelt), war Erfinder der doppelt verglasten Eisenfenster. Bis dahin stellte man die Umrahmungen der beiden Verglasungen gesondert her. Diese wurden dann entsprechend vernietet und verschweißt. Valerian stellte einen Rahmen her, der mit derartigen Profilen ausgestattet war, dass man darin beide Glasscheiben platzieren konnte.  

 

1911 trat ein neuer Teilhaber in das Unternehmen ein. Aus diesem Anlass wurde es in eine GmbH umgewandelt. Als Geschäftsführer fungierten dann Robert Goldmann und Valerian Gillar Jun.

 

1914 lag ein Exekutionsbescheid gegen Valerian Jun. und Robert Gillar vor. Die beiden waren aber nicht mehr in der Siebenbrunnengasse wohnhaft und deren aktueller Aufenthaltsort nicht bekannt. 

 

1921 erhielt Valerian Gillar Sen. von der Wiener Schlosserinnerung die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Wie lange das Unternehmen Gillars existiert hat, konnte ich leider nicht herausfinden.  

 

Familie von Valerian Gillar

Valerian Gillar lebte mit Maria Hawliczek (1850-1909) seit Ende 1870 gemeinsam im 1. Bezirk. Maria war hochschwanger, als sie am 4. Oktober 1871 im Stephansdom Valerian das Jawort gab. 

Trauungsregister Valerian Gillar undd Maria Hawliczek 1871

Knapp 2 Monate später kam ihr 1. Kind zur Welt. Tochter Valerie wurde am 11. Dezember 1871 geboren und im Stephansdom getauft. Allerdings dürfte das kleine Mädchen noch als Kleinkind gestorben sein. 

 

Die Familie übersiedelte dann in den 5. Bezirk. Ihre Wohnung befand sich ab dieser Zeit immer direkt bei Valerians Werkstätte. Das war zuerst in der Griesgasse 30, später in der Siebenbrunnengasse 9. Die Familie wurde noch durch weitere Kinder komplettiert:

  • Valerie (*1871)
  • Valerie (1874-1955) ⚭ 1. Arthur Scheid (1870-1897)
                                                 2. August Klöpfer (1871-1926)
  • Hermine (*1875) ⚭ Karl Waschmann (1874-1931)
  • Valerian (1877-1944)
  • Weibliche Totgeburt (*/1881)
  • Emma (1883-1941) ⚭ Richard Rust (1929)
  • Robert (1885-1944)
  • Leon (1888-1966)

Valerian Gillar war u.a. Jahre lang Mitglied des Altertumsvereins in Wien. Am 27. April 1879 fand in Wien der „Makart-Festzug“ statt. Dieser wurde anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares veranstaltet. Dabei versammelte sich in Wien alles was Rang und Namen hatte. Künstler, Wissenschaftler, Handwerker, Gewerbetreibende und auch Vertreter der Industrie, nahmen daran teil. Die Teilnehmer marschierten vom Prater über die heutige Praterstraße auf die neu angelegte Ringstraße. Gesäumt wurde die Parade von vielen Schaulustigen. Besonderen Beifall bekamen die ca. 40 Gruppen in historischen Renaissancetrachten. Der historische Kostümzug war vom Maler Hans Makart gestaltet worden. Auch Valerian Gillar trug entsprechende Kleidung und ging in der Gruppe der Metallgewerbe mit. Und natürlich ließ er, wie viele andere Persönlichkeiten auch, ein Foto von sich im historischen Kostüm anfertigen. 

Marie und Valerian Gillar waren aber auch Mitglieder in diversen anderen Vereinen, wie z.B. dem Verein des Deutschen Volkstheaters oder dem Wiener Frauen-Erwerb-Vereins. 

 

1890 erhielt Valerian Gillar das Bürgerrecht. Dieses gab es in Wien seit dem Mittelalter. Ursprünglich wurden damit Fremde gegen eine Gebühr in die Bürgergemeinde aufgenommen. Damit man im 18. Jahrhundert einen Antrag auf Zuerkennung des Bürgerrechtes stellen konnte, bedurfte es eines gesicherten Vermögens. Weiters musste man in Wien geboren worden sein, katholisch und unbescholten sein. Joseph II. machte das Bürgerrecht dann auch Nichtkatholiken zugänglich. Zuwanderer konnten 10 Jahre nach ihrem Zuzug und ebenso langer Steuerleistung um die Verleihung des Bürgerrechtes ansuchen. Frauen waren generell vom Bürgerrecht ausgeschlossen. Sie konnten es nicht selbständig erwerben, aber durch die Eheschließung mit einem Bürger von Wien, genossen sie dieselben Rechte wie ihr Mann. Diese behielten sie auch als Witwe. Bei Trennung oder Scheidung verloren sie jedoch automatisch jeglichen Anspruch. Auch eheliche und legitimierte Kinder von Wiener Bürgern genossen bis zu ihrer Volljährigkeit mit 24 Jahren dieselben Rechte wie ihr Vater. Die Pflichten eines Bürgers umfassten u.a. eine gewisse Steuerleistung und damit Beteiligung an den Gemeindekosten, die Teilnahme an der Bürgerwehr und an den Geschworenengerichten. Das Bürgerrecht bot aber auch eine finanzielle Absicherung durch die Gemeinde in Notsituationen. Bürger hatten dann das Recht auf Aufnahme im Bürgerspital.  Das Bürgerrecht erhielt erst seine Gültigkeit, sobald der neue Bürger seine Bürgeraufnahmstaxe bezahlt und den Bürgereid geschworen hatte. Er erhielt dann ein entsprechendes Diplom ausgehändigt. Als „Bürger von Wien“ gehörten man zu zur städtischen Oberschicht. Ab 1850 wandelte sich das Bürgerrecht zu einer reinen Auszeichnung durch die Gemeinde ohne rechtliche Folgewirkungen. Seit 1919 wird der Titel „Bürger von Wien“ als zweithöchste Auszeichnung nach dem „Ehrenbürger“ vom Gemeinderat der Stadt Wien für besondere Verdienste verliehen.  

 

Valerian Gillar war auch Mitglied im Club der Industriellen für Wohnungseinrichtungen. Dieser veranstaltete immer wieder in den Sälen der Gartenbaugesellschaft Ausstellungen mit den Produkten seiner Mitglieder. Dort fand jährlich im Fasching auch das Clubkränzchen statt, das zu einer Art Eliteball geworden war. 1896 nahm Valerian Gillar samt Familie daran teil. Seine beiden Kinder, Valerie und Valerian Jun., waren Teil des Eröffnungskomitees. Aber auch auf anderen Bällen tummelten sich die Gillars gerne.   

Parte Marie Gillar geb. Hawliczek 1909

Am 21. Mai 1909 starb Marie Gillar im Alter von 60 Jahren an einer chronischen Herzmuskelentzündung. Die Tote wurde zu Hause aufgebahrt. Am Sonntagnachmittag, den 23. Mai wurde der Sarg mit dem Leichnam in die Pfarrkirche St. Florian in Matzleinsdorf zur Einsegnung gebracht. Im Anschluss fand die Bestattung am Zentralfriedhof in einer Familiengruft statt. Diese befand sich in der Gruppe 60A/6

 

Am 1.7.1913 wurde Marie Gillar in das jetzige Grab umgebettet. Es handelt sich eigentlich um 3 nebeneinanderliegenden Gräber. (Gruppe46E/1/18 + 19 + 20). Die letzte Ruhestätte befindet sich gleich rechts hinter der Kirche zum Hl. Borromäus. Das Grabmal stammt vermutlich von Valerian Gillar selbst. Es ist ein Meisterwerk der Handwerkskunst. Ein Naturfelsen ist von geschmiedeten Ästen eines Nadelbaumes umrankt. Darauf sitzen mehrere Adler. Diese sind in großartiger Detailarbeit aus Kupfer gefertigt. Die beiden Adler an der Spitze des „Berges“ befinden sich im Kampf mit einem Drachen. Während einer der Adler vom Drachen zumindest schwer verwundet wirkt, scheint der andere Vogel das Monster besiegen zu können. Auf einem Schriftband ist noch zu lesen: „K.u.K. Hofkunstschlosser“. Namenstafel gibt es keine. Möglicherweise ist diese im Laufe der Jahre verloren gegangen. Ursprünglich war das Denkmal zu beiden Seiten von Bäumen flankiert, die ev. sogar zum Gesamtensemble dazugehörten. Heute erinnern nur noch große Baumstumpfe daran. Die Symbolik hinter der Darstellung dürfte christlicher Natur sein. Der Adler symbolisiert Christus, der das Böse besiegt.  

Meldezettel von Valerian Gillar Sen.

Valerian Gillar starb am 23. Jänner 1927. Er wurde am 27. Jänner im Grab seiner Frau am Wr. Zentralfriedhof (46E/1/18) beigesetzt. 

 

 

 Was wurde aus den Kindern? 

Tochter Valerie heiratete am 10. Oktober 1896 den Kaufmann Arthur Scheid (1870-1897). Er war der Sohn von Gustav Adam Scheid und Gesellschafter in dessen Unternehmen. Es handelte sich um eine Gold- und Silberschmuckfabrik, sowie eine Affinerie. Dies ist eine Scheideanlage, mit der Verunreinigungen aus Edelmetallen herausgelöst werden. Die Trauung der jungen Leute fand in der evangelischen Gumpendorfer Kirche statt. Es war eine ganz besondere Hochzeit, denn gemeinsam mit Valerie und Arthur traten auch noch 2 andere Paare vor den Altar. Arthurs Bruder Robert Scheid (1872-1950) ehelichte Gabriele Leroy aus Paris und seine Schwester Ella Scheid (1876-1969) gab Joseph Hackhofer aus Wolfsberg das Jawort.  

 

Valerie und Arthur war aber nicht viel Zeit miteinander vergönnt. Arthur starb 6 Monate nach der Eheschließung, am 13. April 1897 an einer akuten Erkrankung. Er wurde am evangelischen Friedhof Simmering beerdigt. Am 16.4.1921 wurde er gemeinsam mit anderen Familienangehörigen in das Grab R/1/8 umgebettet. 

Grab der Familie Klöpfer

Valerie lebte nach dem Tod ihres Mannes in Maria Enzersdorf. Am 14. Dezember 1912 heiratete sie Kommerzialrat August Klöpfer (1871-1926). Er war ein k.k. Kunstmöbelfabrikant und hatte das Unternehmen seines Vaters "Johann Klöpfer Hof-Kunstmöbelfabrik" übernommen.   

 

Doch auch diese Ehe wurde durch den frühen Tod des Ehemannes beendet. August Klöpfer starb am 7. Oktober 1926 mit nur 55 Jahren. Die Verabschiedung fand am Zentralfriedhof in der Kirche zum Karl Borromäus statt. Anschließend wurde der Leichnam in der Familiengruft der Familie Klöpfer in der Gruppe 32B/14 bestattet. Valerie überlebte August um 29 Jahre. Sie selbst starb am 26. August 1955. Ihre letzte Ruhestätte fand sie bei ihrem 2. Ehemann in der Familiengruft Klöpfer. 

 

Tochter Hermine Gillar heiratete den Opernsänger Karl Waschmann (1874-1931). Er war der Sohn des Medailleurs und Bildhauers Carl Waschmann (1848-1905). Karl Waschmann Jun. erhielt seine Ausbildung am Wiener Konservatorium. 1903 debütierte er am Theater in Wien. 1904 wurde er in der Volksoper engagiert. 1907-1912 war er Ensemblemitglied des Deutschen Theater in Prag. Danach trat er an der Deutschen Oper in Berlin auf. Von 1913-1925 war er der erste Tenor der Volksoper Hamburg. Zuletzt sang er am Hamburger Stadttheater. Die Familie lebte dann auch in Hamburg, wo Karl und (vermutlich) auch Hermine starben. 

 

Valerian Gillars Söhne ergriffen, wie der Vater, den Beruf eines Kunstschlossers. Bei Leon ist es sicher, von den beiden anderen Söhnen Valerian und Robert nehme ich an, dass sie an der Kunstgewerbeschule studiert haben. Valerian Jun. war im Jahre 1900 als Gesellschafter der Firma seines Vaters bereits Mitglied im Österr. Lokalkomitee für die Pariser Weltausstellung. Valerian und Robert starben 1944 und wurden wie viele andere Angehörige, im Familiengrab der Gillars (Gruppe46E/1/18 + 19 + 20) beigesetzt. Leon fand 1966 ebenfalls dort seine letzte Ruhestätte. 


 Bildquellen:

  • Geburtsmatrikel Valerian Gillar: Familysearch
  • Werbung: Lehmann´s Wohnungsanzeiger: Wienbibliothek
  • Werbung: Lehmann´s Wohnungsanzeiger: Wienbibliothek
  • Visitenkarte Valerian Gillar: Österr. Illustrierte Zeitung v. 18. August 1905, Seite 71: Anno ONB
  • Leserbrief: Neue Freie Presse v. 13. Oktober 1880, Seite 5: Anno ONB
  • Werbung: Lehmann's Wohnungsanzeiger: Wienbibliothek
  • Werbung: Das Vaterland v. 27. März 1887, Seite 8: Anno ONB
  • Werbung: Das interessante Blatt v. 21. April 1887, Seite 11: Anno ONB
  • Werbung: Neues Wiener Tagblatt v. 22. August 1886, Seite 8: Anno ONB
  • Ampel: Wien Museum Inv.-Nr. 157161/16, CC0 
  • Grab Schürer v. Waldheim einst: CC0 Wien Museum Online 
  • Grab Schürer v. Waldheim aktuell: © Karin Kiradi
  • Preisbuch: Wikipedia, gemeinfrei
  • Entwurf Herz-Jesu-Kirche: Der Bautechniker 1906, Hauptteil S. 1209: Anno ONB 
  • Bild Herz-Jesu-Kirche: © Karin Kiradi
  • Trauungsmatrikel Valerian Gillar: Matricula Online
  • Valerian Gillar beim Markart-Festzug 1879: Wien Museum Online Inv.-Nr. 206263/42, CC0, Josef Löwy (Fotograf, Verleger)  
  • Valerian Gillar beim Markart-Festzug 1879: Wien Museum Online, Inv.-Nr. 206266/2, CC0, (Fotoatelier)
  • Bild vom Markart-Festzug: Karl (Carl) Karger (Künstler), "ERINNERUNGSBILD AN DEN 27. APRIL 1879.", 1879, Wien Museum Inv.-Nr. 163645, CC0 
  • Parte Marie Gillar: Neues Wiener Tagblatt v. 23. Mai 1909, Seite 69: Anno ONB
  • Bilder v. Grabmal Gillar: © DI Gerald Edelmann
  • Meldezettel: Wiener Stadt- und Landesarchiv,   Quelle: WStLA,  CC BY-NC-ND 4.0
  • Parte Arthur Scheid: Neue Freie Presse v. 14. April 1897, Seite 16: Anno ONB
  • Familiengrab Scheid: © Karin Kiradi
  • Familiengrab Klöpfer: © Karin Kiradi

Quellen:

  • Wikipedia
  • Geschichte Wiki Wien
  • Austriasites
  • Justizpalast: Wienbibliothek
  • Grabsuche Friedhöfe Wien
  • Neues Fremden-Blatt v. 20. März 1870, Seite 11: Anno ONB
  • Deutsche Zeitung v. 5. Juni 1872, Seite 9: Anno ONB
  • Die Presse v. 31. Oktober 1875, Seite 8: Anno ONB
  • Wiener Zeitung v. 20. September 1876, Seite 4: Anno ONB
  • Die Presse v. 19. April 1878, Seite 10: Anno ONB
  • Neues Wiener Tagblatt v. 19. April 1878, Seite 4: Anno ONB
  • Die Presse v. 11. Mai 1878, Seite 9: Anno ONB
  • Illustrirtes Wiener Extrablatt v. 11. Mai 1878, Seite 3: Anno ONB
  • Wiener Vorstadt-Presse v. 15. Mai 1878, Seite 2: Anno ONB
  • Wiener Zeitung v. 7. Februar 1879, Seite 2: Anno ONB
  • Wiener Allgemeine Zeitung v. 7. April 1889, Seite 13: Anno ONB
  • Neue Freie Presse v. 7. Dezember 1879, Seite 13: Anno ONB
  • Morgen-Post v. 21. Dezember 1879, Seite 3: Anno ONB
  • Wiener Zeitung v. 21. Dezember 1879, Seite 5: Anno ONB
  • Wiener Zeitung v. 29. September 1880, Seite 23: Anno ONB
  • Neue Freie Presse v. 1. Oktober 1880, Seite 6: Anno ONB
  • Wiener Salonblatt v. 1. Januar 1881, Seite 3: Anno ONB
  • Wiener Allgemeine Zeitung v. 15. Dezember 1881, Seite 19: Anno ONB
  • Österreichische Kunst-Chronik v. 19. Mai 1883, Seite 14: Anno ONB
  • Neues Wiener Tagblatt v. 1. März 1885, Seite 5: Anno ONB
  • Österreichische Kunst-Chronik v. 5. Dezember 1885, Seite 2: Anno ONB
  • Neue Freie Presse v. 25. November 1886, Seite 6: Anno ONB
  • Wiener Zeitung v. 25. November 1886. Seite 3: Anno ONB
  • Wiener Allgemeine Zeitung v. 10. April 1887, Seite 6: Anno ONB
  • (Neuigkeits) Welt Blatt v. 6. April 1889, Seite 3: Anno ONB
  • Allgemeine Bauzeitung v. 1890, Hauptteil S. 96: Anno ONB
  • Die Presse v. 17. Dezember 1890, Seite 11: Anno ONB
  • (Neuigkeits) Welt Blatt v. 28. Januar 1891, Seite 6: Anno ONB
  • Die Presse v. 18. Dezember 1894, Seite 9: Anno ONB
  • Neues Wiener Journal v. 14. Januar 1896, Seite 6: Anno ONB
  • Neue Freie Presse v. 9. Oktober 1896, Seite 7: Anno ONB
  • Deutsches Volksblatt v. 10. April 1900, Seite 2: Anno ONB
  • Die Arbeit v. 24. Juni 1903, Seite 6: Anno ONB
  • Der Bautechniker 1906, Hauptteil S. 1208: Anno ONB
  • Sport und Salon v. 15. Dezember 1906, Seite 7: Anno ONB
  • Deutsches Volksblatt v. 15. Juli 1908, Seite 9: Anno ONB
  • Neue Freie Presse v. 17. April 1910, Seite 56: Anno ONB
  • Österreichische Monatsschrift f. d. öffentli. Baudienst 1911, Nr. 19 S. 13: Anno ONB
  • Die Zeit v. 23. Dezember 1911, Seite 7: Anno ONB
  • Wiener Zeitung v. 27. Januar 1912, Seite 27: Anno ONB
  • Stadtrats-Sitzungsprotokoll v. 7.10.1913: Wienbibliothek
  • Wiener Zeitung v. 20. September 1914, Seite 24: Anno ONB
  • Neue Freie Presse v. 10. Oktober 1926, Seite 12: Anno ONB 

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Kommentare: 5
  • #1

    Peter Markl (Sonntag, 14 Juli 2024 23:15)

    Vielen Dank für diese ausführliche professionelle Darstellung vom Leben und Umfeld des Valerian Gillar, ich habe einmal laienmäßig begonnen, dies fasninierende Geschichte Valerian zumindest archivarisch und fotografisch aufzuarbeiten. Daher war ich über diesen Blogg so sehr begeistert. Freue mich schon auf den nächsten. mfg Peter Markl

  • #2

    Othmar E.R. PUSCH sen. (Donnerstag, 18 Juli 2024 16:08)

    Spitze (wie immer) / glG - Othi

  • #3

    Gerald E. (Donnerstag, 18 Juli 2024 17:17)

    Wie immer hoch interessant!

  • #4

    Christoph Schuster (Freitag, 23 August 2024 19:11)

    Guten Abend,
    die Ehefrau des Valerian Gillar, Marie Hawliczek gehört zu meinem großen Stammbaum.

    eine tolle und ausführliche Geschichte über Valerian Gillar.
    Hat Valerian Gillar auch etwas bei der Hofburg gebaut?

  • #5

    peter (Sonntag, 13 Oktober 2024 10:44)

    am tor der französchischen botschaft am schwarzenbergplatz ist der name v. gillar eingeschlagen