Abstammung
Die Familie Esterházy ist ein altes ungarisches Adelsgeschlecht. Sie gingen aus einem Geschlecht der Salamon hervor. Im 11. Jhdt. wurden große Teile Ungarns zum christlichen Glauben bekehrt. Großfamilien gründeten auf den von ihnen besetzten Gebieten Siedlungen. Sie besaßen damals noch keine Familiennamen im heutigen Sinn. Sie nannten sich nach jenem Ahn in ihrer Familie, der als erster zum Christentum übergetreten war. Dies war ein gewisser "Salamon", der den biblischen Namen anlässlich seiner "Christwerdung" angenommen hatte. Alle Nachkommen verwendeten dann den Namenszusatz "aus dem Geschlechte Salamons".
1238 teilten sich die Brüder Peter und Elias das väterliche Erbe auf der Insel Schütt (heutige Slowakei). Elias erhielt Illyésház und Peter Zerház. Peters Nachkommen nahmen daraus folgernd den Namen „Zerházy“ an. 1584 änderte Franz Zerházy (1533-1603) seinen Namen auf „Esterházy“ und erhielt das Adelsprädikat „de Galantha“. Franz bekleidete als "Vizegespann" eines der hochrangigsten Ämter im damaligen Komitat Preßburg. Er heiratete Zsófia Illyésházy und hatte mit ihr 13 Kinder. Drei ihrer Söhne setzten das Geschlecht in jeweils einer eigenen Linie fort:
Graf Miklós (=Nikolaus) Esterházy de Galántha (1583-1645) war der Begründer der Forchtensteiner Linie im Komitat Ödenburg. Er
stammte zwar aus einem evangelischen Elternhaus, wurde aber von Jesuiten katholisch erzogen. Als er mit 18 Jahren konvertierte, verjagten ihn seine Eltern. Er emigrierte dann nach
Polen. Seine erste Frau, Ursula (Orsolya) Dersfy de Szerdahely, verwitwete Mágóczy, brachte ein großes Vermögen in die Ehe ein. Ein Teil davon waren die Herrschaften Munkacs und Landsee-Lackenbach. 1622 musste Miklós aufgrund der Bestimmungen des Nikolsburger
Frieden, die Herrschaft Munkacs an den Fürsten von Siebenbürgen abtreten. Als Entschädigung erhielt er die Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt. Er wurde Obergespann im Komitat Bereg, dann Königlicher Rat. Später wurde er
Obergespann im Komitat Zólyom. Schließlich wurde er Obergespann des Komitats Ödenburg, wo er 1625 zum Palatin von Ungarn gewählt wurde. Ein Jahr später erhielt er das
Grafendiplom.
Seine Nachfahren wurden in den Fürstenstand erhoben, lebten in den Schlössern Eisenstadt
bzw. Esterháza in Fertöd
und waren u.a Kriegsfinanzierer der Habsburger. Sie waren auch die Dienstherren von Joseph Haydn.
Baron Daniel Esterházy (1585-1654) war Gründer der Linie Csesznek im
Komitat Veszprém. 1636 erhielt er von König Ferdinand II. die Burg Csesznek zum
Geschenk.
Mit nicht einmal 20 Jahren nahm er am Aufstand Bocskays teil. Später wechselte er aus einer Zwangslage heraus die Fronten und unterstützte den Fürsten von Siebenbürgen. Wegen seiner Sympathien zur Partei der Königstreuen ließ ihn Thurzó, der Palatin Bethlens, einsperren. Daniel entkam jedoch in das Lager Bouquoy. Im Anschluss nahm auch er jahrelang an den Kämpfen mit der Gegenpartei und mit den Protestanten teil.
Im Jahre 1636 schenkte ihm König Ferdinand II. die Burg Csesznek, die damals ein Stützpunkt der Stadt Győr (Raab) war. 1641 kam es zu einem Streit zwischen Studenten der Akademie in Trnava. Daniel wurde spontan zum Richter ernannt und ließ als solcher die 2 Studenten köpfen.
Baron Pál (Paul) Esterházy de Galántha (1587- 645) war der Begründer der Altsohler Linie im Komitat Zólyom (Sohl).
In seiner Jugend konvertierte er vom Protestantismus zum Katholizismus. Er diente als Kammerherr dem Fürsten von Siebenbürgen. Später schloss er sich der Seite von Matthias II. von Ungarn an. Nach der Krönung Ferdinands II. wurde er zum Ritter des Goldenen Sporns ernannt. Im Dreißigjährigen Krieg kämpfte er gegen den böhmischen Aufstand. Für seine diesbezüglichen Verdienste wurde er 1619 zum Baron ernannt. Von seinem Bruder Miklós kaufte er die Herrschaften Zólyom (Zvolen) und Dobrovina. Seine Nachkommen nannten sich daher "perpetui de Zólyom et Dobrovina".
1614 heiratete Paul Zsuzsanna Károlyi de Nagykároly, mit er er 3 Kinder hatte. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1621 heiratete er Éva Viczay de Loós, die ihm weitere 10 Kinder gebar.
Paul Michael Esterhazy de Galántha (1915-1980)
Graf Paul Maria Joseph Esterházy de Galántha (1874-1942) war ein Nachkomme der Altsohler Linie der Familie Esterházy. Er wurde am 31. Mai 1874 in Salzburg geboren.
Am 5. Feb. 1902 heiratete er in Salzburg die Gräfin Wanda Maria Pia Kunigunde Wilhelmine von Walderdorff (1878-1961). Der Ehe entsprangen folgende 6 Kinder:
- Graf Pál Dániel Mária Eduárd Konrád Esterházy de Galántha (1904-1907)
- Graf Kázmér Pál Dániel Eduárd Antal Esterházy de Galántha (1906-1999)
- Gräfin Mária Krisztina Ilona Juliane Antonia Esterházy de Galántha (1909-2000)
- Gräfin Ilona Juliana Sophie Karoline Juliane Antonia Maria Esterházy de Galántha (1910-1990)
- Graf Antal Jenö Pál Dániel Ede Bartholomaus Esterházy de Galántha (1913-1935)
- Graf Pál Mihaly Ludwig Eduard Daniel Joseph Antonius Ignatius Esterházy de Galántha (1915-1980)
Graf Paul Maria kämpfte im 1. Weltkrieg als Artilleriehauptmann zuerst an der italienischen und später an der russischen Front. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, wie z.B. den Orden der Eisernen Krone. Er war ein glühender Anhänger des österreichischen Kaiserhauses. 1918 wurde er zum Flügeladjutanten von Kaiser Karl ernannt. Nach dem Ende der Monarchie quittierte er 1919 den Militärdienst und zog sich mit seiner Familie nach Kremsmünster zurück. Dort hatte er mit dem Rest seines Vermögens, das bereits durch die enorm hohe Inflation stark geschrumpft war, ein Haus gekauft.
Im Herbst 1920 bat ihn die kaiserliche Familie allerdings erneut um seinen Dienst. Dazu reiste er in die Schweiz, wo sich das ehemalige Kaiserpaar im Exil befand. Dort wurden auch Pläne zur Wiedererlangung der Macht in Ungarn geschmiedet. Aller Wahrscheinlichkeit nach war Graf Paul Maria Esterházy daran beteiligt. Doch die durchgeführten Putschversuche in Ungarn scheiterten.
Nach dem Tod Kaiser Karls in Lequeitio in Spanien, wurde dieser in der Kapelle von Funchal auf Madeira zur letzten Ruhe gebettet. Graf Paul Maria war dann einige Monate vor Ort. Kaiserin Zita hatte ihn beauftragt, den Grabaltar mit einer lateinischen Inschrift versehen zu lassen und die Arbeiten zu überwachen. In den 1930er Jahren sammelte der Graf Geld für die Errichtung eines neuen Altars über dem Grab des Kaisers in Madeira. Ob dies verwirklich wurde, ist unklar. Damals wurde nämlich geplant, den Leichnam des ehemaligen Kaisers nach Wien zu holen. Dies ist jedenfalls nicht erfolgt.
Im Feber 1925 feierten Graf Paul Maria und seine Gattin Gräfin Wanda im Kreis ihrer Kinder und zahlreicher Verwandten in Gattendorf (Bgld) ihre silberne Hochzeit.
Graf Pál Mihaly Ludwig Eduard Daniel Joseph Antonius Ignatius Esterházy de Galántha war das jüngste der 6 Kinder des Paares. Er erblickte am 25. September 1915 in Wien das Licht der Welt. Seine Ausbildung absolvierte er als Schüler im Gymnasium in Kremsmünster und als Student an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Das Studium schloss er als Agrar-Ingenieur ab.
Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich wurde er in die Wehrmacht eingezogen, wo er zuletzt beim Armeeoberkommando in Berlin diente.
Am 29. Januar 1942 starb sein Vater, Graf Paul Maria Esterházy in Kremsmünster, wo er auch bestattet wurde.
Graf Paul Michael Esterházy heiratete am 6. September 1947 in Aachen Marie Luise Erasmus (*1922). Die Ehe wurde im Feber 1954 geschieden. Bereits am 15.Juli desselben Jahres heiratete er wieder, diesmal in Wien. Die zweite Ehefrau war Christa Steinbach (1928-2023). Aus dieser Verbindung gingen folgende Kinder hervor:
- Paul Constantin Maria Josef (*1955) Theaterintendant
- Carl-Matthias Maria Joseph (*1958) Künstler und Designer
- Franziska Wanda Anna Mária Jozefa (*1959)
- Johanna Terézia Mária Jozefa (*1964)
Nach einigen Jahren praktischer Landwirtschaft half Graf Paul Michael den niederösterreichischen Grundbesitzerverband wieder aufzubauen, dessen Generalsekretär und Geschäftsführer er war. Als anerkannter Agrarexperte nahm er auch an Studienreisen in die Vereinigten Staaten teil.
Am 3. April 1961 starb seine Mutter, Gräfin Wanda Esterházy. Sie wurde an der Seite ihres Ehemannes in Kremsmünster beigesetzt.
Graf Paul Michael Esterhazy starb am 11.8.1980 in Ritten in Südtirol. Sein Leichnam wurde nach Wien überführt, wo er am Zentralfriedhof in der Familiengruft der Familie Steinbach zur letzten Ruhe gebettet wurde. Diese befindet sich in der Gruppe 72A/G1/28.
1919 trat das Adelsaufhebungsgesetz in Österreich in Kraft und damit wurde auch das Führen von entsprechenden Titeln verboten. In Ungarn wurde der Adel erst nach dem 2. Weltkrieg abgeschafft. Damit hatte das Burgenland, das bis 1921 zu Ungarn gehörte, einen Sonderstatus. Anlässlich des Anschlusses an Österreich wurde das Adelsaufhebungsgesetz nicht unter den neu für das Burgenland geltenen Verfassungsgesetzen aufgezählt. Und obwohl man davon ausging, dass dieses Gesetz im gesamten Bundesgebiet gelte, gab es eine juristische Unschärfe diesbezüglich. Erst mit einer verfassungsrechtlichen Klärung im Jänner 2008 wurde verfassungsrechtlich geklärt, dass das Adelsaufhebungsgesetz auch für das Burgenland gilt. In dem Gesetz ist den betroffenen Personen untersagt, ihre Adelstitel zu verwenden. Ein Zuwiderhandeln wird auch mit Strafen geahndet. Es ist allerdings nicht strafbar, wenn Dritte eine Person mit Adelstiteln ansprechen, anschreiben oder Adelstitel in ähnlicher Weise verwenden. Daher finden sich auch nach dem Jahr 1919 viele Adelstitel auf Todesanzeigen und auf Grabsteinen. So auch am Grabstein von Graf Paul Esterházy.
Christa Esterházy de Galántha geb. Steinbach (1928-2023)
Christa Steinbach wurde am 23. Januar 1928 in Wien geboren. Ihre Eltern waren Maria Steinbach geb. Seidl (1895-1986) und Robert Steinbach (1886-1952). Ihr Vater war der Neffe und Erbe von Dr. Emil Steinbach, dem Juristen und Politiker.
Aus ihrer Kindheit konnte ich leider nichts in Erfahrung bringen. Nur einen Hinweis, dass sie bereits mit 10 Jahren die Heimat verlassen musste. Was aber der Grund dafür war, blieb im Dunkeln. Möglicherweise war der Grund ihre jüdischen Herkunft.
Am 15.Juli 1954 heiratete sie in Wien den Agrar-Ökonom Graf Paul Michael Esterházy. Die vierfache Mutter schloss sich 1975 der Katholischen Frauenbewegung an. Dort engagierte sie sich eifrig und entwickelte sich zu einer Expertin für das Thema. Sie organisierte einen Familienfasttag zur Unterstützung von Projekten zur Förderung von Frauen in Asien und Lateinamerika.
Nach dem Tod ihres Gatten im Jahr 1980 wirkte sie in einer Arbeitsgruppe für Laos, Vietnam und Kambodscha. Aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz entsandte sie die UNO Anfang der 1990er Jahre nach Kombodscha, um dort die ersten freien Wahlen vorzubereiten. Von 1989 bis 1997 war Christa Esterházy Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit“ und setzte sich für ein zeitgemäßes österreichisches Entwicklungsförderungsgesetz ein. Wichtige Anliegen waren ihr vor allem Frauenbildung und Frauenpolitik. Sie knüpfte stets Kontakte zu zahlreichen internationalen Frauenbegegnungen und baute ein großes Frauennetzwerk auf.
Auch auf dem Gebiet der Ökumene machte sie sich verdient. Ihr Hauptaugenmerk galt dabei wie immer den Frauen. Zu diesem Thema war sie auch im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich tätig.
Christa Esterházy starb am 6. Oktober 2023 im 95. Lebensjahr. Sie wurde am Zentralfriedhof in der Gruft der Familie Steinbach beigesetzt, wo auch schon ihr Ehemann ruht (Gruppe 72A/G1/28).
Bildquellen:
- Graf Miklós (=Nikolaus) Esterházy de Galántha: Wikimedia (gemeinfrei)
- Baron Daniel Esterházy: Wikimedia (gemeinfrei)
- Baron Pál (Paul) Esterházy de Galántha: Wikimedia (gemeinfrei)
- Gräfin Wanda Esterházy geb. von Walderdorff: Rodovid (CC BY 2.5)
- Graf Paul Maria Joseph Esterházy de Galántha: Rodovid (CC BY 2.5)
- Graf Pál Mihaly Esterházy de Galántha: Rodovid (CC BY 2.5)
- Graf Paul Esterházy: ONB digital
- Grab der Familie Steinbach: © Karin Kiradi
- Christa Esterházy geb. Steinbach: Rodovid (CC BY 2.5)
Quellen:
- Esterhazy-Net
- Wide-Netzwerk
- Südwind-Magazin
- Royaltyguide
- Friedhöfe Wien: Verstorbenensuche
- Pester Lloyd v. 4. Oktober 1924, Seite 16: Anno ONB
- Neues Wiener Journal v. 15. November 1928, Seite 4: Anno ONB
- Neues Wiener Journal v. 14. Februar 1929, Seite 8: Anno ONB
- Grazer Tagblatt v. 15. Februar 1929, Seite 4: Anno ONB
- Neues Wiener Journal v. 24. Mai 1931, Seite 8: Anno ONB
- Wiener Salonblatt v. 24. Mai 1931, Seite 4: Anno ONB
- Wiener Salonblatt v. 30. Juni 1935, Seite 14: Anno ONB
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Andrea Hendler (Sonntag, 26 Mai 2024 07:52)
Wiederum ein wunderschöner und äußerst interessanter Beitrag! Vielen Dank, Frau Kiradi für die Recherchen.
Heinz Knisch (Sonntag, 26 Mai 2024 10:29)
Liebe Karin,
wie immer umfassend, genau und somit mehr als interessant. Danke wieder für die tolle Recherche. Heinz K.