Diese Familie hat einige bemerkenswerte Persönlichkeiten hervorgebracht. Da gibt es Gutsverwalter, Zuckerfabrikanten, Ärzte, Holzindustrielle, einen Pionier der Fotographie, einen Opernsänger, die allererste Dirigentin und einiges mehr.
Peter und Emilie Hrdliczka
Peter Hrdliczka (1818–1897) kam am 17. November 1818 als Sohn des Oberamtmannes Carl Hrdliczka in Geiersberg (= Letohrad, Böhmen) zur Welt. Er besuchte das Gymnasium in Prag und studierte dann Philosophie. Nach seiner Ausbildung arbeitete er als Amtsschreiber in Kojatice. Nach Ablegung der Richteramtsprüfung wirkte er auch als Ökonom und politischer Beamter.
Peter Hrdliczka heiratete am 29. April 1854 in der Wiener Augustinerkirche Emilie Gertrud Helena von Grebner (1833-1913).
Emilies Vater – Franz von Grebner (1791-1851) hatte im Feldzug gegen Russland dem Freiherrn Karl von Dalberg zu Datschitz das Leben gerettet und war seither eng befreundet mit ihm. Er war auch der Verwalter der Herrschaft des Freiherrn in Datschitz (Dačice). Dort gründete er 1829 eine Zuckerfabrik. Damals wurde vorwiegend Rohrzucker verarbeitet und kam als Zuckerhut auf den Markt. Grebner war ein Pionier der Zuckerrübenverarbeitung in Österreich.
Jacob Christoph Rad (1799-1871) war der Direktor der Grebner-Zuckerfabrik und Erfinder verschiedener Maschinen. Mit seiner Ehefrau Juliane Rad geb. Schill (1820-1883) hatte er 15 Kinder. Sie hat sich, der Überlieferung nach, 1843 beim Zerteilen eines Zuckerhutes verletzt. Daraufhin bat sie ihren Mann, doch mal was „Brauchbares“ zu bauen. Er solle doch versuchen den Zucker in handlicher Form herzustellen. Einige Monate später schenkte er seiner Frau eine kleine Schachtel mit 350 weißen und roten Zuckerwürfeln. Er hatte eine „Würfel-Zucker-Presse“ erfunden. Sie stellten dann auch Würfelzucker für den Verkauf her und nannten ihn „Wiener Thee-Zucker“. Bald war er europaweit bekannt. Der Zucker war damals aber noch nicht so „rein“ wie heute, sondern beinhaltete noch Reste der verwendeten Frucht. Daher war die Farbe auch nicht strahlend weiß, sondern eher etwas gelblich bzw. gräulich. In Datschitz stellte man aber auch Würfelzucker in rosa Farbe her. Dies erzielte man durch die Beigabe von Fruchtsaft. Vermutlich verwendete man den Saft von Roten Rüben oder
Heidelbeeren. Jacob Christoph Rad bekam für seine Erfindung auch ein Patent. Dieses trat er nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen an seinen Arbeitgeber ab, der die Rechte in ganz Europa verkaufte.
Emilies Bruder - Thomas von Grebner - war Chemiker und ebenfalls in der Zuckerfabrikation tätig. Er hielt die Anleitung für die Zuckerrübenverarbeitung in einem Buch fest. Darin beschrieb er auch ausführlich die eigenen Erfahrungen. Sein Bruder Franz von Grebner schrieb das Vorwort für das Buch.
Bis heute stellt man Würfelzucker noch immer unter einer etwas weiterentwickelten Form nach der Erfindung von Jacob Christoph Rad her. Jacob Christoph Rad starb am 13. Oktober 1871 in Wien und wurde am Schmelzer Friedhof begraben.
Emilies Großvater mütterlicherseits war der Arzt Dr. Bruno Görgen (1777-1842). Er war Primarius in der Irrenanstalt des k. k. allgemeinen Krankenhauses (Narrenturm). Er war auch Gutachter für die Hofkanzlei und gründete die Döblinger Privat(irren)anstalt, wo zahlungskräftige Patienten aus der Oberschicht Aufnahme fanden. Bruno Görgen setzte sich für die Abschaffung der bis dahin üblichen Praktiken in Irrenanstalten ein. Dazu gehörte z.B. das Anketten, das Angurten und das in die Zwangsjacke stecken von Patienten. Er arbeitete mit Beschäftigungstherapie und setzte Musik in der Behandlung ein.
Er starb am 29. Mai 1842 in seiner Anstalt an Schlagfluss. Er wurde angeblich am Döblinger Friedhof beerdigt. Das Grab gibt es aber nicht mehr. 1917 wurde im 19. Wr. Gemeindebezirk die „Görgengasse“ nach Dr. Bruno Görgen benannt.
Sein Sohn Dr. Gustav Görgen (1815-1860), also Emilies Onkel, übernahm 1842 die Leitung der Anstalt. Während seiner Amtszeit war auch der gemütskranke Dichter Nikolaus Lenau sein Patient. 1860 gab es dann allerdings einen riesigen Skandal, da sich der ungarische Staatsreformer Graf István Széchenyi in der Döblinger Privatanstalt erschoss. Dr. Gustav Görgen gab die Leitung ab und wurde wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens, d.h. wegen unzureichender Überwachung des Patienten, angeklagt. Er nahm sich diese Sache derart zu Herzen, dass er schwer erkrankte und noch vor Abschluss des Prozesses 1860 in Baden/Wien verstarb.
Emilie und Peter Hrdliczka hatten 7 Kinder:
- Gustav (1855-1905) ⚭ Eugenie Becher (1863-1943)
- Leopold (1858-1904) ⚭ Marie Arntzen (*1868)
- Ferdinand (1860-1942) ⚭ Eleonore Dobrowsky (1864-1942)
- Paul (1863-1892)
- Max (1865-1958) ⚭ Helene Alder (1871-1929)
- Viktor (1867-1950) ⚭ Marie (Maus) Alder (1880-1971)
- Marie (1872-1963) ⚭ Ottokar Papesch (+1960)
1857 wurde die 3. NÖ. Ackerbauschule in Großau bei Raabs eröffnet. Die Leitung hatte der Gutsbesitzer Baron Villa Secca inne. Peter Hrdliczka bekleidete das Amt des Direktors der Anstalt. Mitte 1858 gab er diesen Posten auf und ging als Güter-Inspektor nach Székelyhíd (heutiges Rumänien). Danach wurde er Gutsdirektor beim Freiherrn Gudenus in Moravec (Tschechien). Peter Hrdliczka setzte sich dort auch sehr für den Fortschritt ein. Eine entsprechende Fachschule geht auf seine Initiative zurück. Für seine Verdienste wurde er 1876 von Kaiser Franz Josef mit dem „goldenen Verdienstkreuz mit der Krone“ ausgezeichnet.
Später übersiedelte Peter Hrdliczka wieder nach Wien. Dort betraute ihn der damalige Ministerpräsident Graf Taafe mit der Inspektion seiner Besitztümer. Diese Aufgabe hatte Hrdliczka bis zu Taafes Tod 1895 inne. Neben seinem Hauptberuf bekleidete Peter Hrdliczka auch zahlreiche Ämter im Dienst der Öffentlichkeit, so war er z.B. Gemeindevorstand, Obmannstellvertreter des Bezirksschulrates, in der Grundsteuereinschätzungs-Kommission, im Straßenausschuss, Schätzmann der mährischen Landes-Hypothekenbank und Obmann des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins im mährischen Neustadt.
1892 erlitt die Familie einen schmerzhaften Verlust. Paul, der drittälteste Sohn der Familie, starb im Alter von 29 Jahren. Für ihn errichtete man am Zentralfriedhof in der Gruppe 46A/11/4 ein Grab.
Peter Hrdliczka starb am 13.2.1897 in seiner Wohung im 3. Bezirk in der Prager Straße 2 (heute Radetzkystraße) an einer Gehirnblutung. Sein Leichnam wurde im Trauerhaus aufgebahrt, 2 Tage später in die Pfarrkirche St. Othmar unter den Weißgerbern getragen und dort feierlich eingesegnet. Nach der Trauerfeier wurde der Sarg auf den Zentralfriedhof gebracht, wo die sterblichen Überreste von Peter Hrdliczka im Grab seines Sohnes Paul beerdigt wurden. Das Grab befindet sich in der Gruppe 46A/11/4. Das ist hinter den rechten Kolumbarien (Neue Arkaden) bei der Friedhofskirche zum Hl. Borromäus.
Emilie Hrdliczka starb am 18.9.1913 an Gebärmutterentartung. Noch ein Jahr zuvor war sie mit ihrer Schwiegertochter Marie Hrdliczka und den Enkelkindern in Bad Ischl zur Kur gewesen. Emilie Hrdliczka fand ihre letzte Ruhestätte ebenfalls im Familiengrab in der Gruppe 46A/11/4 am Zentralfriedhof.
Leopold Hrdliczka (1858-1904)
Leopold Hrdliczka war der zweitälteste Sohn von Emilie und Peter Hrdliczka. Er erblickte 1858 in Moravec das Licht der Welt. Er arbeitete später, wie sein Vater, auf dem Gut Gudenus in Moravec.
1883 war Leopold Hrdliczka Forstadjunkt. Eines Abends überraschte er einen Wilderer. Leopold Hrdliczka versuchte ihn zu entwaffnen. Der Gegner war ihm allerdings an Kraft weit überlegen. Im Zweikampf verlor Hrdliczka sein Gewehr und der Raubschütze versetzte ihm einen Schlag mit seiner Waffe. Hrdliczka landete in einer Grube und der Täter ergriff die Flucht. Einige Tage später hielt sich Leopold Hrdliczka in Pröding auf. Dort erkannte er in dem 38jährigen Grundbesitzer Josef Oliva den Täter. Daraufhin ließ er ihn durch die Gendarmerie verhaften. Leopold Hrdliczka war dann später Gutsverwalter in Poysbrunn.
Leopold starb im Feber 1904 und wurde im Familiengrab seiner Eltern am Zentralfriedhof Gruppe 46A/11/4 zur letzten Ruhe gebettet.
Ferdinand Hrdliczka (1860-1942)
Dipl.Ing. Ferdinand Hrdliczka (1860-1942) kam als 3. Kind von Emilie und Peter Hrdliczka am 24. Oktober 1860 in Moravec zur Welt. Er wurde ein Pionier der österreichischen Photoindustrie. Nach Absolvierung der 2. Staatsprüfung für Fachchemie arbeite er kurze Zeit als Chemiker in einer Zuckerfabrik. Vermutlich war es die Grebner-Zuckerfabrik. Einen eindeutigen Beleg dafür habe ich allerdings nicht gefunden. Danach ging er nach Prag, wo er bei Jakub Husnik den Lichtdruck erlernte. 1883 gründete er in Wien die erste österreichische Lichtdruckanstalt. Er verkaufte dieses Unternehmen allerdings wieder und widmete sich seiner Weiterbildung. Er sammelte neue Erfahrungen in diversen Kunstanstalten in München, Dresden und Berlin. Dann war er einige Zeit in der chemischen Fabrik seines Schwagers Viktor Alder tätig. Ferdinand wirkte dann einige Jahre an der k.k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt als Lehrer für Reproduktionsphotographie und Lichtdruck.
1893 gründete er eine Fabrik für Zelloidinpapier in der Schottenfeldgasse 80. Im Laufe der Jahre dehnte er die Erzeugung auf alle damals üblichen Papiergattungen und Photoplatten aus. Fachleute lobten seine Produkte in den höchsten Tönen. 1896 zeichnete man Ferdinand Hrdliczka auf der internationalen photographischen Ausstellung in Berlin mit der silbernen Medaille aus. 1910 präsentierte ein Vertreter der Firma „Ferdinand Hrdliczka“ einen neuen rauchlosen Blitzlichtapparat.
1913 fusionierte Ferdinand Hrdliczka seinen Betrieb mit der „photographischen Großhandlung Langer & Co“. Daraus wurde die „Vereinigte Photographische Industrien Langer & Comp. - F. Hrdliczka“.
1917 wurde die Firma „R.A.Goldmann“ in das Unternehmen eingegliedert. Ab da stellte man neben Papier und Platten auch photographische Apparate her. Der neue Name der Firma lautete „Herlango, Photographische Industrie Ges.m.b.H.“. Das Wort „HER-LAN-GO“ setzte sich aus der jeweils ersten Silbe der 3 Eigentümer – Hrdliczka, Langer und Gold, zusammen. Dabei ist wissenswert, dass „Hrdliczka in Wien als „Herdlitschka“ ausgesprochen wurde. Ende 1917 übernahm „Herlango“ dann auch die Grazer photographische Manufaktur „M. Grabner“ und führte sie als Herlango-Filiale weiter. Das Unternehmen erfreute sich großer Beliebtheit und so wurde das Filialnetz nach und nach ausgebaut. Ende 1917 übersiedelte man bereits in größere Räumlichkeiten in der Mariahilferstraße 51 und in der Alserstraße 20. 1918 führte das Unternehmen den Mindestgehalt ein. Angestellte, die länger als ein Jahr für die Firma tätig waren, erhielten als Teuerungszulage 4x jährlich ein volles Monatsgehalt ausbezahlt. 1920 wurde in Innsbruck die „Tiroler Herlango“ als Tochtergesellschaft der Wiener Firma eröffnet. Im Laufe der Jahre expandierte das Unternehmen auf 8 Detailgeschäfte in ganz Österreich.
Zu dieser Zeit wurden nach amerikanischem Vorbild auch schon Werbefilme für das Unternehmen eingesetzt. Herlango setzte dabei auf die Verfilmung von Kinderreigen.
1922 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Es hieß nun „Herlango, AG für photographische Industrie“. 1926 besaß Herlango bereits 14 Filialen. Die Zentrale übersiedelte im 3. Bezirk von der Hauptstraße 95 auf den Rennweg 52.
Im selben Jahr kaufte Prof. Ferdinand Hrdliczka zusammen mit Ing. Oskar Lainer die Fabriken von „Herlango“ und der Firma „Prof. Alexander Lainer Fabrik photographischer Papiere, Platten und Chemikalien“. Daraus bildeten sie ein neues Unternehmen, nämlich „Lainer & Hrdliczka, vereinigte Fabriken photographischer Platten, Papiere und Chemikalien“. Den Sitz hatte das Unternehmen in Wien 16, Lerchenfelder Gürtel 9-11.
„Herlango“ wurde unabhängig davon weitergeführt. Ferdinand Hrdliczka blieb bis ca. 1937 Gesellschafter. 1992 wurde „Herlango“ an die „Niedermeyer AG“ verkauft.
Dass die Zeit und die Schattenseiten des Nationalsozialismus auch das Unternehmen Herlango betrafen, zeigt sich in einem Zeitungartikel aus dem Jahr 1937. Damals schaltete das Unternehmen eine Anzeige in der Linzer Tages-Post mit folgendem Inhalt: "Herlango Photo-Gesellschaft m. b. H. legt Wert darauf, festzustellen, dass die in einem kürzlich verbreiteten anonymen Flugblatt aufgestellte Behauptung unwahr ist. Wahr ist folgendes: Die genannten Gesellschafter der Firma Herlango - und zwar die Herren Prof. Ferdinand Hrdliczka und Kommerzialrat R. A. Goldmann und ihre Vorfahren sind Arier. Den als dritten Inhaber genannten Herrn Langer, der ein biederer Wiener Handwerker und Arier war, deckt schon seit über 30 Jahren der kühle Rasen des Wiener christlichen Zentralfriedhofes. Es sei noch festgestellt, dass der einzige geschäftsführende Gesellschafter der Firma Herlango, Herr Direktor Manfred Kühn, ebenso wie das Personal der Linzer Zweigniederlassung Arier sind."
1938 erhielt Prof. Ferdinand Hrdliczka von der Photographischen Gesellschaft in Wien in Anerkennung seiner langjährigen Tätigkeit als Photoindustrieller die goldene Voigtländer-Medaille verlieren.
Ferdinand Hrdliczka war mit Eleonore Dobrowsky (1864-1942) verheiratet. Viel mehr konnte ich über die Familie leider nicht in Erfahrung bringen.
Eleonore starb im März 1942. Noch im selben Jahr, am 23. November 1942, starb auch Ferdinand im Alter von 82 Jahren. Er wurde am 27.11.1942 am Ottakringer Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. In der Grabsuche der „Friedhöfe-Wien“ ist das Grab noch vermerkt. Es befindet sich in der Gruppe 5A/5/24. Das Nutzungsrecht ist allerdings bereits 1999 erloschen und es steht auch kein Grabstein mehr dort.
Wieviele Kinder sie hatten, weiß ich leider nicht. Aber nach Ferdinands Tod stiegen seine Enkelkinder Eleonore Spinnler verh. Hengl und Ferdinand Spinnler in das Unternehmen „Lainer & Hrdliczka“ ein. Ferdinand Spinnler leitete das Unternehmen bis zu seinem Tod im Jahr 1951.
Paul Hrdliczka (1863-1892)
Paul Hrdliczka (1863-1892) war das "Sandwichkind" von Emilie und Peter Hrdlicka. Er kam am 4. Mai 1863 in Moravec zur Welt. Paul strebte nach seiner Grundausbildung eine Militärkarriere an. 1881 wurde er nach Absolvierung der Kadettenschule in das Infanterieregiment Nr. 45 aufgenommen. Dort brachte er es bis zum k.k. Oberlieutenant.
Er starb am 16. Juli 1892 im Alter von nur 29 Jahren an Kräfteverfall nach einer Darmeinstülpung. Er wurde am Zentralfriedhof beerdigt. Dort errichtete die Familie für ihn ein Grab. Es befindet sich in der Gruppe 46A/11/4. Dort fanden später auch seine Eltern ihre letzte Ruhestätte.
Max Hrdliczka (1865-1958)
Max Hrdliczka (1865-1958) war das 5. Kind von Emilie und Peter Hrdlliczka. Er wurde ein bedeutender Holzindustrieller. Er erblickte am 6. Juni 1865 in Moravec das Licht der Welt. Er schloss das Gymnasium in Brünn mit Auszeichnung ab. Anschließend besuchte er die schlesisch-mährische Höhere Lehranstalt für Forsten auf der Eulenberg (Burg Sovinec). Seinen einjährigen Militärdienst absolvierte er als Freiwilliger im Jahr 1885. Bereits mit 21 Jahren war er Forstverwalter des Gutes in Kiriteyn (Křtiny).
1889 trat er in Raitz (Rájec) in Mähren in die Dienste des Fürsten Salm. Nur 2 Jahre später war er bereits Forstamtsleiter auf dessen Besitzungen.
Ca. 1892 heiratete er Helene Karoline Alder (1871-1929). Sie war die Tochter des Zündhütchen-Fabrikanten Viktor Alder (1844-1896) und seiner ersten Frau Hermine Reisser (1849-1871). Helenes Mutter war kurz nach ihrer Geburt gestorben. Ihr Vater war der Apotheker und Fliegenstrip-Erfinder Carl Reisser (1815-1889), der gemeinsam mit Viktor Alder ein Unternehmen führte.
Helene Karoline war mit ihren Halbgeschwistern aus der 2. Ehe ihres Vaters aufwachsen. Ihr Halbbruder Viktor Alder Jun. (1877-1948) galt später weltweit als Munitionsexperte. Durch die Erfindung der Leuchtspurmunition und vielen anderen Innovationen in der Munitionserzeugung spielte er eine gewichtige Rolle in der Rüstungsindustrie des 1. Weltkriegs. Helenes Halbschwester Maria Alder (1880-1971) heiratete 1998 einen Bruder von Max Hrdliczka. Helene und Maria waren dann also gleichzeitig Schwestern und Schwägerinnen.
Max Hrdliczka teilte mit seinen angeheirateten Verwandten aus der Familie Alder die Begeisterung für die Jagd. Er war auch für die Züchtung von Jagdhunden bekannt.
Helene und Max hatten mindestens 3 Kinder:
- Grete verh. Preuss (1893 – 1944) ⚭ Arthur Preuss (1878-1944)
- Maria verh. Hones (1897 – 1972) ⚭ Fritz Hones (1887-1980)
- Elisabeth (*1899) ⚭ Heinrich Zöller
Im Jahr 1899 wurde Max Hrdliczka Vorsitzender des Direktionsrates der Güter von Fürst Salm. 1901 übersiedelte Max mit seiner Familie nach Strassnitz, wo Max die Stellung eines Forstmeisters und Güterdirektors beim Reichsgrafen Magnis übernahm. Diese Aufgabe hatte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1943 inne. Zu diesem Anlass ehrte ihn der Reichsgraf, indem er eine Straße nach ihm benannte.
Durch die Mitgift seiner Frau konnte Max Hrdliczka 1901 die "Hrdliczka Holzwerke" in Bistritz gründen, die später zur „Impregna AG für Holzimprägnierung“ wurden. Das Unternehmen lieferte Holz sowohl für den Eisenbahn-Trassenbau, als auch an holzverarbeitende Betriebe, wie z.B. die Möbelfirma Thonet.
Neben seinen ureigensten Aufgaben war Max auch noch Prüfungskommissär bei den Staatsprüfungen für Forstleute in Brünn. Ebenso war er Sachverständiger in Forstschätzungs- und Aufforstungsfragen. 1907 ernannte ihn Kaiser Franz Josef für seine Verdienste zum „k.k. Forstrat“. Ab 1911 war er auch Mitglied des Staatseisenbahnrates der k.k. Staatsbahnen.
Im Jahr 1944 hatte die „Impregna AG“ etwa 1.800 Beschäftigte und 10 Hektar Betriebsgelände. Ab 1945 begann die Vertreibung und Enteignung der Deutschen durch die Kommunisten. Dies erfolgte unter Androhung und Anwendung von Gewalt. Max Hrdliczka wurde verhaftet und in der zentralen Hinrichtungsstätte im Prager Gefängnis inhaftiert. Von dort retteten ihn einige Mitglieder der tschechischen Partisanenbrigade Jan Žižka. Dieser Gruppe gehörten auch Hrdliczkas Produktionsleiter und sein Enkel Arthur Preuss Jun. an.
Max Hrdliczka gründete dann 1946 in Zvolen (Slowakei) unter dem Namen seines Mitarbeiters das Unternehmen „Bučina a.s.“. Hrdliczka rechnete damit, dass die Sowjets bald wieder abziehen würden und verabsäumte daher sein Vermögen rechtzeitig in den Westen zu verschieben. 1948 kam es dann auch in der Slowakei zu Enteignungen und Hrdliczka konnte nichts mehr retten. Auch diesmal verhalf ihm die Partisanengruppe Jan Žižka zur Flucht nach Österreich.
Seine letzten Jahre lebte Max Hrdliczka bei seiner jüngsten Tochter Elisabeth, die den Ziegeleibetreiber Heinrich Zöller in Düsseldorf geheiratet hatte. Dort starb Max Hrdliczka am 30. August 1958 als mittelloser Flüchtling.
Max Hrdliczka's Tochter Grete (1893-1944) heiratete den k.k. Kammersänger Arthur Preuss (1878-1944). Preuss stammte aus Köngisberg (welches Königsberg das war, da gehen die Quellen weit auseinander) und ließ sich in Berlin zum Sänger ausbilden. Von 1899 – 1915 sang er an der Wiener Hofopfer unter der Leitung von Gustav Mahler. 1915 wechselte er an die Wiener Volksoper, wo er sich dann dem leichten Fach widmete. 1919 sang er u.a. in Arnold Schönbergs Gurre-Liedern. Seine Stimme ist auf Tonträgern erhalten und man ihn auch auf Youtube, z.B. mit "Ach so fromm" singen hören. Neben seinen Auftritten wirkte Arthur Preuss auch als Gesangslehrer.
Grete und Arthur hatten einen Sohn. Arthur Preuss Junior (1919-1994) betätigte sich im tschechischen Widerstand bei der Partisanenbrigade Jan Žižka. Deshalb wurde Arthur Preuss Sen. 1944 von den Nazis verhaftet. Bei einem Gestapoverhör brach er am 20. August 1944 tot zusammen. Grete starb nur kurze Zeit später, im Oktober 1944. Die Todesursache bzw. ob ihr Tod mit der Verfolgung ihres Sohnes zusammenhängt, konnte ich nicht klären.
Grete und Arthur Hrdlitczka Sen. wurden am Hietzinger Friedhof in der Gruppe 66/10/1 beerdigt. Dort fanden dann auch ihr Sohn Arthur Preuss Jun. und seine Frau Brigitta (1919-2011) ihre letzte Ruhestätte.
Maria Hrdliczka (1896-1972) kam als 2. Kind von Max und Helene Hrdliczka zur Welt. Sie heiratete den Stahlindustriellen Fritz Hones (1887-1980) und ging mit ihm nach Berlin.
Dr. med. Viktor Hrdliczka (1867-1950)
Viktor Hrdliczka (1867-1950) war der jüngste Sohn von Peter und Emilie Hrdliczka. Er erblickte am 10. Sept. 1867 in Morawetz das Licht der Welt. Nach seinem Medizinstudium wurde er praktischer Arzt in Wien.
Er heiratete, wie sein Bruder Max, eine Tochter Viktor Alders. Die Trauung von Marie Alder (1880-1971) und Dr. Viktor Hrdlicka fand am 11. April 1898 in der Pfarrkirche St. Johann Evangelist im 10. Bezirk in Wien statt. Gewohnt hat die Familie dann im 3. Bezirk in der Hetzgasse 12. Neben seiner Privatpraxis engagierte sich Dr. Viktor Hrdliczka auch in der neu gegründeten Freiwilligen Rettungsgesellschaft. 1909 verlieh ihm Papst Pius X. das Ritterkreuz des St. Silvesterordens.
Während des 1. Weltkriegs spendete der Kaiser regelmäßig Zigarren und Zigaretten für verwundete und kranke Soldaten in den Wiener Krankenhäusern. Eine dieser Pflegeanstalten vom Roten Kreuz leitete Dr. Hrdliczka. Damit oblag ihm auch die Verteilung der kaiserlichen Geschenke.
Auch Viktors Gattin Marie, die „Maus“ gerufen wurde, war durch ihren ausgeprägten Wohltätigkeitssinn in der Gesellschaft bestens bekannt. Sie veranstaltete z.B. 1916 in ihrer Wohnung eine Theatervorstellung zugunsten von Kriegsblinden. Die Reime für das aufgeführte Märchenspiel „Dornröschen“ hatte Marie Hrdliczka selbst verfasst und inszenierte das Stück auch selbst. Als Darsteller traten ihre eigenen Kinder und der Nachwuchs befreundeter Familien auf. Der Erfolg war derart groß, dass sie die Darbietung im Saal des Kaufmännischen Vereines im 1. Bez. In der Johannesgasse 4 vor großem Publikum wiederholen mussten.
Zur Familie gehörten 3 Kinder:
- Dr. Martha (1901-1980) ⚭ Ing. Friedrich Wahlberg (1888-1941)
- Dr. jur. Viktor jun. (1902-1964) ⚭ Hildegard Jungblut
- Gertrude (1904-1995) ⚭ Werner Hofmann (1900-1989)
Dr. med. Viktor Hrdliczka starb im März 1950. Bestattet wurde er in der Familiengruft von Martha und Friedrich Jungblut. Sie waren die Schwiegereltern seines Sohnes Viktor. Neben Dr. med. Viktor fand am 30.6.1971 auch seine Ehefrau Marie ihre letzte Ruhestätte. Die Gruft befindet sich am Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 71B/46. Das liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen Tor 9 und Tor 11.
Martha Hrdliczka, die älteste Tochter von Dr. Viktor Hrdliczka und Marie Alder, wurde praktische Ärztin wie ihr Vater. Sie kam am 18. März 1901 in Wien zur Welt. Am 29. Juli 1918 heiratete sie in der Pfarre St. Othmar unter den Weißgerbern Friedrich Wahlberg (1889-1941). Friedrich war k.k. Oberleutnant beim Schützenregiment Nr. 1. Später übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder Max Wahlberg Jun. (1884-1957) die Eisenkonstruktionsfirma ihres Vaters Max Wahlberg Sen. (1848-1919). Um die Jahrhundertwende florierte das Unternehmen. Doch die Zeiten wurden schlechter und 1937 kam das Firmengebäude am Pater-Abel-Platz 16 zur Zwangsversteigerung.
1923 spendete Martha Wahlberg für die Neuerrichtung der Kirchenglocken in der Pfarre Allerheiligen in der Brigittenau einen namhaften Betrag. Als Dank durfte sie bei der Glockenweihe als Patin fungieren. Dieser Anlass wurde mit einem 2tägigen Fest gefeiert. Der eigentliche Festakt startete am 2. Tag am Engelsplatz, von wo sich ein riesiger Festzug über die Marchfeldstraße, Dresdnerstraße, Pöchlarnstraße , Vorgartenstraße bis hin zur Kirche am Allerheiligenplatz bewegte. An der Spitze ritt ein Reiter in Ritterrüstung, dahinter folgten Reiter in mittelalterlichen Kostümen. Ihnen folgten Fanfarenbläser, Mitglieder der Hofoper und viele Vereine mit ihren Fahnen, Musikkapellen und eine historische Gruppe mit dem Bürgermeister und den Zünften aus der Wallensteinzeit. In der Mitte der Prozession wurden die neuen Glocken auf einem aufgeputzten vierspännigen Wagen gefahren. Darauf befanden sich auch weißgekleidete Mädchen in Engelskostümen. Flankiert wurde der Transport von chargierten Studentenvertretern des Österr. Cartellverbandes in Vollwichs. Hinter dem Glockenzug gingen die beiden Glockenpatinnen, Martha Wahlberg und Rosa Andres. Den Abschluss bildeten schließlich die Vertreter der politischen Ämter. Vor der Kirche wurden die Glocken dann auf die Namen Maria und Josef getauft. Im Anschluss fand ein Festgottesdienst statt.
Doch das an und für sich schöne Fest der Freude, das sich auch großer Teilnahme aus der Bevölkerung erfreute, hatte ein unschönes Vor- und Nachspiel. Bereits im Vorfeld wetterten einige Vertreter der Arbeiterschaft, dass es sich bei der Glockenweihe um eine monarchistische Kundgebung handle. Max und Friedrich Wahlberg wurden angefeindet. Den Unternehmern wurde unterstellt, dass sie diese Veranstaltung mit 23 Millionen Kronen bezahlt hätten. Dies wiederum wurde in Verbindung damit gebracht, dass in deren Fabrik zwei Wochen zuvor Arbeiter wg. angeblichem Arbeitsmangel entlassen wurden. Wie der Betriebsrat der Firma dann auch bestätigte, handelte es sich bei den abgebauten Arbeitskräften allerdings um Arbeitslose, die nur für eine bestimmte Zeit aufgenommen worden waren. Dieser Zeitraum war bereits weit ausgedehnt worden, weil man auf Folgeaufträge hoffte. Da diese aber nicht eintrafen, lief das Beschäftigungsverhältnis vereinbarungsgemäß aus. Nach dem Festumzug kam es zu Zusammenstößen zwischen Monarchisten und Sozialdemokraten. An der Veranstaltung hatten u.a. auch ca. 150 Frontkämpfer teilgenommen. Sie marschierten nach der Glockenweihe in Reih und Glied zu ihrem Vereinsheim im 2. Bezirk. Auf dem Weg dorthin sangen sie Nationallieder und Schmählieder auf die Sozialdemokratie. Einige Arbeiter fühlten sich dadurch provoziert und attackierten schließlich die Truppe. Leute der Sicherheitswache stellten sich zwischen die beiden Gruppen und versuchten sie auseinanderzubringen. Doch das Ganze eskalierte und die Frontkämpfer wurden mit Steinen beworfen. Die Sicherheitswache hatte alle Hände voll zu tun um der Situation Herr zu werden. Dabei machte sie aber auch von ihren Säbeln Gebrauch. Im Endeffekt gab es auf allen Seiten eine größere Anzahl Verletzter.
Die Ehe von Martha und Friedrich Wahlberg scheiterte. Zu dieser Zeit war das Eherecht noch in der Hand der Kirche. Ehe galt damals noch als unauflöslich. Man konnte nur die Trennung von Tisch und Bett begehren. Diese wurde für Martha und Friedrich im Feber 1933 auch ausgesprochen. Mit dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wurde auch das deutsche Eherecht in Österreich übernommen und damit hielt auch die Zivilehe Einzug. Seither sind auch Scheidungen möglich. Am 18. Oktober 1938 wurde die Scheidung von Martha und Friedrich Wahlberg rechtskräftig.
Friedrich Wahlberg starb am 13. Feber 1941. Er wurde im Familiengrab seiner Eltern am Zentralfriedhof 17G/9 beerdigt. Die Gruft befindet sich ca. auf halbem Weg zwischen Tor 2 und Tor 1.
1967 erhielt Dr. Martha Wahlberg den Berufstitel „Medizinalrat“ verliehen. Sie starb am 27. Juli 1980 im Alter von 79 Jahren. Ihre sterbliche Hülle wurde in der Familiengruft ihrer Eltern am Zentralfriedhof 71B/46 zur letzten Ruhe gebettet.
Dr. jur. Viktor Jun., das zweitälteste Kind von Marie Alder und Dr. med. Viktor Hrdliczka Sen., wurde am 21. Oktober 1902 in Wien geboren. Viktor studierte Jus und wurde Rechtsanwalt. Am 4. Juli 1933 ehelichte er in der Karlskirche Hildtraut Jungblut (1906.1979). Die Braut kam aus einem evangelischen Haus. Ihr Vater war Direktor einer Versicherungsanstalt gewesen, ihre Mutter war Angestellte am Konsulat. Dr. jur. Viktor Hrdliczka Jun. starb am 25. Juli 1964 im Alter von 61 Jahren. Er fand seine letzte Ruhestätte im Grab seiner Eltern am Zentralfriedhof in der Gruppe 71B/46. Seine Frau Hildtraut folgte ihm Mitte 1979 nach. Sie wurde im Grab ihres Mannes wieder mit ihm vereint.
Tochter Gertrude, die jüngste Tochter von Dr. med. Viktor Hrdliczka und Marie Alder, erblickte am 30.9.1904 das Licht der Welt. Sie besaß eine große musikalische Begabung und ließ sich von Leopold Reichwein zur Dirigentin ausbilden. Das Besondere daran: Sie war die allererste Opernkapellmeisterin überhaupt. 1927 leitete sie ihre ersten Konzerte in Wien. Dann wirkte wie beim Wiener Sinfonieorchester im Burggarten. 1928 wurde sie als Korrepetitorin und Operndirigentin am Stadttheater Augsburg verpflichtet. Nach ihrer Heirat mit Werner Hofmann (1900-1989) am 7. Dezember 1931 verliert sich ihre Spur. Gertrude Hofmann wurde über 90 Jahre alt und starb ca. 1995 in Italien.
Marie Hrdliczka (1872-1963)
Marie Hrdliczka, die "Maritschi" genannt wurde, war die einzige Tochter und das jüngste Kind von Emilie und Peter Hrdliczka. Sie erblickte am 14.11.1872 im böhmischen Moravec das Licht der Welt. Am 19.2.1898 heiratete sie in der Pfarrkirche St. Othmar unter den Weißgerbern in Wien den 4 Jahre älteren Ottokar Papesch (1868-1960). Die beiden waren sogar im 3. Grad miteinander verwandt. Deshalb brauchten sie für die Eheschließung auch einen Dispens vom Hindernis der Blutsverwandtschaft. Ottokar war Oberinspektor bei der Österreichisch-Ungarischen Bank in Wien.
Im März 1904 wurde Ottokar Papesch Zeuge eines Verbrechens. Am Abend des 11. März ging die 25jährige Amalie Brabenetz gerade auf ihrem Heimweg aus der Stadt, Richtung Radetzkybrücke. Da sprang aus einem vorbeirollenden Waggon der Tramway ein Mann, näherte sich der Frau und starrte sie kurz an. Sie wandte sich ab und ging weiter. Kurz darauf folgte ihr der Mann, zog plötzlich einen Revolver und schoss in Richtung der Fußgängerin. Diese vernahm die erste Detonation, bekam Angst und versuchte wegzulaufen. Aber der Schütze gab neuerlich mehrere Schüsse auf die Frau ab. Diese merkte erst gar nicht, dass sie getroffen worden war. Beherzte Passanten griffen beherzt in das Geschehen ein. Sie versuchten den Attentäter zu überwältigen. Der Sicherheitswachmann Öchsel, der sich gerade in der Nähe befunden hatte, eilte sofort zum Tatort. Er schlug dem Schützen mit seinem Säbel die Waffe aus der Hand. Im Anschluss ließ sich der Täter widerstandslos abführen. Ottokar Papesch und der Redakteur Georg Andrä hatte sich hier ebenfalls gerade auf ihrem Heimweg befunden. Sie eilten Frau Brabenetz zu Hilfe und brachten sie zur nahegelegenen Station der Rettungsgesellschaft. Dort stellten Ärzte 2 Schussverletzungen bei ihr fest. Eine Kugel steckte in ihrem Rücken in der Höhe des 3. Brustwirbels und eine zweite war in ihr linkes Bein eingedrungen und unterhalb der Haut steckengeblieben. Zur weiteren Behandlung der lebensgefährlichen Verletzungen wurde Frau Brabenetz ins Rudolfspital überführt. Später stellte sich heraus, dass sich Täter und Opfer nicht gekannt hatten. Bei dem Attentäter handelte es sich um Grafen Georg Napoleon Csaki, der Ministerial-Vizesekretär im ungarischen Ministerium war. Er machte die Aussage, dass er sein Opfer nicht kannte und einfach nur jemanden töten musste. Sonst war nichts aus ihm herauszubekommen.
Im Rahmen der Nachforschungen kam zu Tage, dass der Graf bereits in jungen Jahren des Öfteren von schweren Nervenanfällen geplagt worden war. Vorübergehend war ihm sogar Verrücktheit attestiert worden. Ausgelöst dürfte seine Krankheit durch den plötzlichen Tod der Mutter worden sein. Er soll dann tagelang in einen schlafähnlichen Zustand verfallen sein. Angeblich traten derartige Zustände bei ihm periodisch, vorzugsweise im Frühjahr auf. Es soll während solcher Phasen auch schon einige gemeingefährliche Handlungen des Grafen gegeben haben. Da er aber nun schon seit längerer Zeit keine Auffälligkeiten mehr gezeigt hatte, hielt man ihn für geheilt. Im Rahmen der Anklage musste man nun herausfinden, ob der Graf während der Tat Herr seiner Sinne war.
Der Sohn von Marie Hrdliczka und Ottokar Papesch, Ing. Dr. Otto Papesch (1898-1947) studierte an der technischen Hochschule. Er arbeitete dann im Unternehmen seines Onkels DI Ferdinand Hrdliczka bei „Lainer & Hrdliczka“. Wie sein Onkel war auch er Mitglied der photographischen Gesellschaft. Er verfasste zahlreiche Artikel in div. Fachzeitschriften und hielt Vorträge. Bei Herlango hielt er u.a. photographische Unterrichtskurse für Amateure ab. Otto Papesch litt jahrelang an Tuberkulose. Er starb im April 1947 im Alter von nur 49 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war seine Ehefrau gerade in Amerika, wo sie ein neues lebensrettendes Medikament für ihn besorgen wollte. Ihr gemeinsamer Sohn war gerade erst 4 Jahre alt geworden.
Ottokar Papesch starb Anfang 1960, seine Frau Marie im Oktober 1963. Alle 3 sind in ihrem Familiengrab am Zentralfriedhof, in der Gruppe 72A/33/9 in der Nähe von Tor 11 beerdigt worden. Das Benützungsrecht des Grabes ist zwar auf Friedhofsdauer eingetragen, es scheint aber nicht mehr betreut zu werden. Jedenfalls wurde der Grabstein, wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen, umgelegt.
Bildquellen:
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Quellen:
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- Amtsblatt der Stadt Wien 1967: Wienbibliothek
- Radio Prag International v. 2.01.2021
- Tagblatt v. 10.1.2013
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Dr. Karl Hacker (Sonntag, 10 Dezember 2023 19:35)
Sehr geehrte Frau Kiradi,
also Ihre Recherchen sind unglaublich.
Ich lese diese mit vollster Begeisterung.
Wünsche Ihnen ein angenehmes Weihnachtsfest
und verbleibe mit den besten Grüßen
Dr. Karl Hacker