Dieser Teil der Familiengeschichte beschäftigt sich mit der Familie von Samuel Zwieback. Er führte in der Mariahilferstraße einen modernen Modesalon.
Familienzweig Samuel Zwieback
die Eltern Samuel Zwieback, Josefine Böhm und Leonore Gross
Samuel Zwieback wurde am 28.4.1843 als 2. Kind von Josef und Minna Zwieback in Bonyhad geboren. Seinen Militärdienst trat er im Juli 1866 in Hradec Kralove an. Im Deutsch-Österreichischen Krieg wurde er in der Schlacht von Königsgrätz schwer verwundet.
Am 27. April 1873 heirateten Samuel Zwieback und Josefine Böhm (1846-1897). Josefine stammte aus Miroslav (Tschechische Republik).
Die Familienplanung brachte auch viel Leid mit sich. Das Paar musste 2 Totgeburten und 1882 den Tod ihrer Tochter Regina verkraften. Das kleine Mädchen starb im Alter von 7 Jahren an Krebs. Als Todesursache wurde „Entartung der Unterleibsorgane“ eingetragen.
- Totgeburt (1873)
- Regina (1875-1882)
- Josef (1876-1927) ⚭ Irene Greif (1877-1943)
- Eine weitere Totgeburt (1878)
- Siegfried (1879-1948) ⚭ Anna Nepomucki
Josefines Mutter, Rosalie Böhm, erkrankte an Magenkrebs und starb am 2.10.1895 im Alter von 79 Jahren. Sie wurde am israelitischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs in Gruppe 50/Reihe 2/75 bestattet.
Josefine Zwieback litt wie ihre Mutter an einem Magenkarzinom. Sie verlor nur 2 Jahre nach ihrer Mutter, am 1.7.1897 den Kampf gegen diese Krankheit. Josefine wurde nur 51 Jahr alt. Ihre letzte Ruhestätte befindet sich am jüdischenTeil des Zentralfriedhofs bei Tor 1 in der Gruppe 8/62/16. Am Grabstein ist folgende Inschrift verewigt: "Noch als Du Todespein gelitten, hast uns Du jedes Leid gebannt. So bist Du still ins Reich geglitten, das ewig Schweigen überspannt. Du gabst mit stets bereiten Händen den Deinen, Allen immerzu. Verklärte wollte uns Tröstung spenden. Wer kann sie geben, wenn nicht Du?"
Nach dem Tod von Josefine heiratete Samuel Zwieback ein zweites Mal. Am 27.12.1898 schloss er mit Leonore (Helene) Gross (1865-1923) in Pécs die Ehe. Aus dieser Verbindung ging ein weiter Sohn - Eugen Zwieback (1900-1964) - hervor.
Leonore war vermutlich die Tochter von Oskar Gross. Er besaß am Schottenring 32 die Gemischtwarenhandlung „Oskar Groß & Comp.“, wo Samuel Zwieback Geschäftsführer war. Später hat Samuel Zwieback das Unternehmen des Schwiegervaters als Nachfolger übernommen. Er übersiedelte das Unternehmen in weiterer Folge in die Mariahilfer Straße 111, wo er das Geschäftslokal seines Bruders Ludwig übernahm. 1910 gründete er mit seinen Söhnen und seiner Schwiegertochter dort das Unternehmen „Josef Zwieback & Bruder“. Gewohnt hat die Familie in der Mariahilfer Straße 8.
Leonore Zwieback starb am 20.10.1923 im Alter 58 Jahren im Kreis ihrer Lieben. Beerdigt wurde sie am israelitischen Teil des Zentralfriedhofs bei Tor 1 in der Gruppe 53b/28/12. Den dazugehörigen Grabstein gibt es leider nicht mehr. Samuel Zwieback musste 1927 noch seinen Sohn Josef begraben, bevor er selbst am 22.1.1929 im Alter von 85 Jahren starb. Seine sterbliche Hülle wurde im Grab seiner 2. Ehefrau (ZF, Gr. 53b/28/12) zur letzten Ruhe gebettet.
die Familie Josef Zwieback und Irene Greif
Josef Zwieback kam am 20. Mai 1876 als Sohn von Josefine und Samuel Zwieback in Wien zur Welt. Am 6. November 1900 heiratete er im 2.Bezirk in der Tempelgasse 3 seine Cousine Irene Greif (1877-1942). Josefs Vater Samuel Zwieback und Irenes Mutter Bertha Greif geb. Miskolczy waren Halbgeschwister.
Das Paar setzte 2 Kinder in die Welt:
- Mary Josefine (1906-1941)
- Otto Ludwig (1912-1971) ⚭ Jolan Zimmer (1910-1997)
Josef arbeitete zu Beginn als Beamter. Später stieg er in die Modebranche ein und gründete 1910 gemeinsam mit seinem Vater, seiner Frau und seinem Bruder Siegfried das Unternehmen „Josef Zwieback & Bruder“. Irene Zwieback war als Direktorin des Betriebes tätig. Das Unternehmen befand sich in der Mariahilfer Straße 111, wo zuvor schon Josefs Onkel Ludwig Zwieback sein Modegeschäft gehabt hatte. Der Betrieb war Modesalon, Gemischtwarenhandel und Pfaidlerei (ein alter Begriff für „Bettwaren-, Hemden- und Kurzwarengeschäft“). Das Unternehmen wurde bald erweitert und im angrenzenden Gebäude in der Webgasse 45 entstand bis zum Beginn des 1. Weltkriegs das größte Modeexportgeschäft der Monarchie. Es wurde als „Josef Zwieback & Co.“ geführt. Nach dem 1. WK erweiterten sie das Sortiment und führten das Ratengeschäft ein. Weiters brachte „Josef Zwieback & Bruder“ eine Modezeitung namens „Die Mode“ heraus. Redakteur war Josef Zwieback.
Später stieg auch Josefs Halbbruder, Eugen Zwieback, in das Geschäft ein.
Mitte Juni 1922 kaufte Josef Zwieback gemeinsam mit seinem Bruder Siegfried im 15. Bezirk den Kauerhof. 1932 musste dieser Besitz wg. finanzieller Probleme wieder verkauft werden.
Josef Zwieback starb am 2. November 1927 nach schwerer Krankheit im Alter von 51 Jahren. Sein Tod traf nicht nur die Familie, sondern auch die Mitarbeiter seiner Betriebe schwer. Josef Zwieback wurde am israelitischen Teil des Zentralfriedhofs im Grab seiner Mutter in Gruppe 8/62/16 begraben.
Irene Zwieback führte die Unternehmen ihres Mannes gemeinsam mit ihrem Schwager Siegfried Zwieback und ihrem Schwager Eugen Zwieback weiter.
Als das Modegeschäft von Josefs Onkel „Ludwig Zwieback und Bruder“ 1930 in Schwierigkeiten war und Insolvenz anmelden musste, bemühten sich die Erben von Josef Zwieback deutlich zu machen, dass sie mit dem notleidenden Betrieb Ludwig Zwiebacks nichts zu tun hätten. Dazu schalteten sie u.a. entsprechende Zeitungsinserate.
1931 war es dem Unternehmen „Ludwig Zwieback und Bruder“ bereits gelungen, den Konkurs abzuwenden und es ging wieder bergauf. Die Unternehmen „Josef Zwieback & Bruder“ und „Josef Zwieback & Co“ hingegen hatten jetzt mit Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen. Die steigende Arbeitslosigkeit und Kunden, die die Raten ihrer Teilzahlungsgeschäfte nicht mehr bezahlen konnten, brachten große Verluste mit sich. Man versuchte noch mit einem stillen Gesellschafter das Finanzloch zu stopfen, doch es gelang nicht, das Ruder herumzureißen. Die beiden Unternehmen mussten 1932 ihre Pforten für immer schließen und wurden liquidiert.
- Tochter Mary Josefine Zwieback (1906-1942)
Mary Josefine Zwieback wurde am 12.3.1906 als erstes Kind von Josef und Irene Zwieback in Wien geboren. Über ihre Jugend ist mir leider nichts bekannt.
Am 1. Januar 1939 trat die sogenannte "Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen" in Kraft. Damit sollten jüdische Deutsche anhand ihrer Namen kenntlich gemacht werden. Sofern sie nicht ohnehin bereits von den Nationalsozialisten als "typisch jüdisch" eingestufte Namen trugen, mussten sie ab diesem Zeitpunkt zusätzlich den Vornamen „Israel“ bzw. „Sara“ in ihren Pass eintragen lassen. Es war ein weiterer Schritt der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung im Dritten Reich. Betroffen waren auch die Familienmitglieder der Familie Zwieback.
Mary Josefine Zwieback wohnte zuletzt gemeinsam mit ihrer Mutter Irene Zwieback als Untermieterin in der Brudermanngasse 6. Mary Josefine arbeitete als Klavierlehrerin. Sie war ledig und hatte keine Kinder.
Am 23.10.1941 wurden Irene Zwieback und ihre Tochter Mary Josefine Zwieback ins Ghetto Lodz (Litzmannstadt) deportiert. Der Transport fuhr am 23. Oktober 1941 vom Wiener Aspangbahnhof ab und traf am 24. Oktober um 17.50 Uhr am Bahnhof Radegast in Lodz ein. Es handelte sich um den dritten von fünf Transporten, die von Wien nach Lodz fuhren. Den Aufzeichnungen zufolge befanden sich auf diesem Transport 1.000 Menschen. Die Deportierten wurden in Personenwaggons dritter Klasse befördert. Polizeioffizier Frank Lang und 15 bewaffnete Schutzpolizisten begleiteten den Transport. Unmittelbar nach Ankunft in Lodz beschlagnahmte die Sicherheitspolizei Geld und Papiere der Deportierten und leitete sie an die örtliche Gestapo weiter. Die Juden aus Wien wurden sofort ins Ghetto gebracht. Von dort wurden sie im Oktober 1942 ins Vernichtungslager Kulmhof überstellt. Die Gefangenen wurden mit einem bewachten Transport mit LKW’s in das „Schloss“ nach Kulmhof gebracht. Im Schlosshof sagte man den Ankömmlingen, dass sie entlaust und gebadet würden, um dann zum Arbeitsdienst nach Deutschland zu kommen. Anschließend betraten die Opfer das Innere des Schlosses. Sie mussten sich entkleiden und wurden zu einer Rampe getrieben, an deren Ende einer der drei vorhandenen Gaswagen stand. Nachdem man die Opfer unter Peitschenschlägen dort hineingetrieben hatte, verschloss man die Türen. Der Fahrer kroch unter das Fahrzeug, schloss den Verbindungsschlauch vom Auspuff ins Wageninnere an und startete den Benzinmotor. Durch die eindringenden Abgase erstickten die Menschen innerhalb von zehn Minuten. So fanden auch Irene und Mary Josefine Zwieback am 5.10.1942 dort ihren Tod. Anschließend fuhr der Fahrer die Leichen in ein Lager im Wald, wo sie in Massengräbern vergraben wurden.
- Sohn Otto Ludwig Zwieback (1912-1971)
Otto Ludwig kam am 23. Januar 1912 als 2. Kind von Josef und Irene Zwieback in Wien zur Welt. Er arbeitete, wie die meisten Mitglieder der Familie Zwieback, in der Textilbranche. Höchstwahrscheinlich war er als Verkäufer im Betrieb seiner Eltern tätig.
Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich brach für die Familie eine schlimme Zeit an. Im November 1938 wurde Otto Ludwig Zwieback verhaftet und ins Lager Dachau transportiert. Er war demnach einer der sogenannten „Aktionsjuden“. Der Hintergrund dieser Aktion war folgender: Bei einer SA-Führertagung schlug der Wiener Gauleiter Odilo Globocnik vor, Hitler das Versprechen zu geben, Wien innerhalb von 2 Monaten von 200.000 Juden zu „säubern“. Dazu müsste man nur einige tausend Juden als abschreckendes Beispiel nach Dachau schicken. Alle übrigen würden dann aus Angst fluchtartig Wien verlassen. Gesagt – getan. Adolf Hitler selbst ordnete dann die Verhaftung von 25.000 bis 30.000 Juden an. Betroffen waren vorwiegend vermögende, gesunde, junge männliche Juden aus allen Bezirken Wiens.
1939 wurde Otto Ludwig Zwieback aus Dachau entlassen. Er emigrierte anschließend nach Großbritannien. Im Dezember 1939 bekam er eine Anstellung auf einer Obstfarm in Suffolk. Ab 1940 trug er den Namen Roger Louis Stanley. Im Feber 1940 trat er seinen Militärdienst im Kitchener Camp in der Grafschaft Kent an. Das Lager war in einer ehemaligen Kaserne in Richborough als Durchgangslager für Juden aus Deutschland und Österreich eingerichtet worden. Zeitweise hielten sich in dieser Zufluchtsstätte 5.000 Personen auf. Im Prinzip sollten dort Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren vorübergehend aufgenommen werden, deren Auswanderung dringend war und die von hier weiter nach Übersee oder Palästina wollten.
Otto Ludwig Zwieback gehörte der 87. Kompanie der Royal Auxilary Pioneer Corps an, die militärisch in Frankreich gegen die deutsche Armee eingesetzt wurde. Später wurde die Einheit aus St. Malo evakuiert. Otto Ludwig erhielt für seinen Einsatz auch verschiedene Auszeichnungen. 1941 wurde er für den Dienst in der britischen „Military Special Operations Executive“ in Betracht gezogen, dann aber für nicht geeignet befunden. 1946 wurde er aus dem aktiven Wehrdienst entlassen.
Im September 1962 heiratete Otto Ludwig in London Jolan Zimmer (1910-1997). Otto Ludwig Zwieback starb im Jänner 1971 während eines Schiurlaubs in Vorarlberg an einem Herzinfarkt. Er wurde 59 Jahre alt.
Die Familie Siegfried Zwieback und Anna Nepomuki
Siegfried Zwieback erblickte am 13. Juli 1879 als 3.Kind von Samuel und Josefine Zwieback in Wien das Licht der Welt. Im ersten Weltkrieg diente er als Hauptmann.
Am 7.6.1918 feierte er mit Anna Nepomucki (1886-1965) Hochzeit. Die beiden hatten 2 Kinder:
- Lucia (1918-2014) ⚭ Johann Forstner (1921-2001)
- Georg (1924-2006) ⚭ Brunnhilde Schröpfer (1926-2018)
Siegfried Zwieback gründete 1910 mit seinem Vater, seinem Bruder Josef und seiner Schwägerin Irene die Unternehmen "Josef Zwieback & Bruder" und "Josef Zwieback & Comp." Später stieg auch sein Halbbruder Eugen ins Geschäft mit ein. 1932 mussten die Unternehmen allerdings Konkurs anmelden. Die Pleite brachte Siegfried auch um den größten Teil seines Vermögens.
Da Siegfried Jude war, war auch sein Leben während der NS-Zeit gefährdet. Seine Frau Anna war allerdings Christin. Sie schaffte es, ihren Ehemann während des Krieges zu verstecken.
1946 lebte Siegfried Zwieback im Kauerhof 8, im 15. Bezirk. Das Gebäude war bis 1932 im Besitz von Josef und Siegfried Zwieback gewesen.
Siegfried starb am 25. Januar 1948 im Alter von 68 Jahren. Was der Grund für seinen Tod war und wo er beerdigt wurde, konnte ich leider nicht ausfindig machen.
Seine Frau Anna wurde 79 Jahre alt. Sie starb am 8. September 1965 und fand ihre letzte Ruhestätte am Zentralfriedhof in der Gruppe 18, Reihe2, Nr. 4. Dieser Platz wurde wohl bewusst gewählt, liegt er doch so, dass man von hier direkt auf den alten jüdischen Teil des Zentralfriedhofs blickt.
- Tochter Lucia Zwieback (1918-2014)
Lucia wurde am 21. November 1918 (andere Quellen nennen das Jahr 1919 als Geburtsjahr) geboren und war wie ihre Vorfahren im Handel tätig. Sie war verheiratet mit Johann Forstner (1921-2001). 1939 wurde die österreichische Staatsbürgerschaft aufgehoben und alle Österreicher wurden zu deutschen Staatsbürgern. Johann Forstner weigerte sich, diese anzunehmen. Aus diesem Grund wurde er als politischer Gefangener ca. 1 Jahr im KZ Ebensee inhaftiert.
Lucia Forstner starb am 21. Januar 2014, im 96. Lebensjahr. Sie und ihr Ehemann wurden am Baumgartner Friedhof, Gruppe U, Nr. 2899 bestattet.
- Sohn Georg Zwieback (1924-2006)
Georg Zwieback wurde am 3. Juni 1924 in Wien geboren. Er war das 2. Kind von Siegfried Zwieback und Anna Nepomucki. Georg Zwieback war während des gesamten Krieges in der "Organisation TODT" als Zwangsarbeiter tätig. Diese Organisation (OT) entstand im Mai 1938, als Adolf Hitler Fritz Todt mit dem Bau des Westwalls beauftragte. Todt entwickelte dafür eine Institution, in der Bauverwaltungen, private Firmen und der Reichsarbeitsdient zusammenwirkten. Bald entwickelte sich die Organisation zur kriegswichtigsten Organisation außerhalb von Wehrmacht und Schutzstaffel (SS). Sie führte sowohl in Deutschland, als auch in den
von deutschen Truppen besetzten Gebieten wichtige Bauvorhaben durch. Die Arbeiter der OT trugen olivgrüne Uniformen und unterstanden einer quasi-militärischen Dienstpflicht. Ab 1943 mussten auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene unter schwersten Bedingungen auf den OT-Baustellen arbeiten. So verfügte die OT gegen Ende 1944 über rund 1.360.000 Arbeitskräfte. Die wichtigsten Aufgaben der OT in den besetzten Gebieten waren, neben der Errichtung von Verteidigungsanlagen, der Bau von Verkehrswegen, Fernmeldenetzen, Fabriken, Rohstoffförderungsanlagen, Brücken und Baracken. Nach dem Tod von Fritz Todt im Februar 1942 erfolgte unter seinem Nachfolger Albert Speer eine Neuorganisation der OT. Unter Speer wurde die OT direkt dem Führer unterstellt und war nur diesem verantwortlich.
Nach dem Krieg heiratete Georg Zwieback in Wien Brunhilde Schröpfer. Georg arbeitete im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft und brachte es bis zum „Oberbeamten“. Er starb am 4. Januar 2006 im Alter von 81 Jahren in Mödling. Bestattet wurde er, wie 2018 schon seine Ehefrau, am Zentralfriedhof in der Gruppe 18, Reihe 2, Grab 19 im Grab von Georgs Mutter Anna.
Die Familie Eugen Zwieback und Lily Reif
Eugen Albert Zwieback entstammte der zweiten Ehe von Samuel Zwieback mit Leonore Gross. Er kam am 9. Jänner 1900 in Wien zur Welt. Hier absolvierte er auch im 7. Bezirk die Realschule.
Am 12. November 1921 heiratete er Emilie (Lily) Augusta Reif (1899-1981). Im Jahr darauf kam Töchterchen Renate zur Welt. Anfang der 1920er Jahre stieg Eugen Albert in die Unternehmen seiner Brüder „Josef Zwieback & Bruder“ und „Josef Zwieback & Co.“ ein. Die Betriebe vertrieben französische Mode und daher wurde das Geschäftslokal auch „Elysee Zwieback“ genannt.
1926 setzte Eugen Zwieback das mondäne Damenmodengeschäft auf der Mariahilfer Straße mit einer überdimensionalen und außergewöhnlichen Leuchtreklame in Szene. Es handelte sich dabei um eine vierkantige Leuchtsäule, die auf der Straße vor dem Geschäft stand und auf der in leuchtendem Rot das Wort „Zwieback“ erstrahlte. Auf den beiden anderen Seiten der Säule leuchtete in gelber Farbe das Wort „Elysee“. Auf der Spitze der Säule thronte eine leuchtende weiße Kugel. Das Ganze mutete sehr großstädtisch und fast schon „amerikanisch“ an. Die Leuchtreklame wurde zu einer echten Sehenswürdigkeit Wiens.
Im Februar wurde meist Ware abverkauft und Kunden konnten die Modelle des Warenhauses zu reduzierten Preisen erstehen. Diese „Sales“-Wochen wurden „Schillingwochen“ oder „Schleudertage“ genannt.
Nach dem Tod von Eugens Bruder Josef im Jahr 1927, ging es mit dem Unternehmen auch langsam bergab. In den 1930er Jahren waren die Zahlungsschwierigkeiten derart groß geworden, dass schließlich Konkurs angemeldet werden musste und die Unternehmen aufgelöst wurden.
Eugen war zwar aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten, aber die antisemitische Hetze zielte auch auf alle Personen mit jüdischen Wurzeln ab. Eugen Albert Zwieback emigrierte daher 1936 mit seiner Familie nach England. Dort gründete er ein Modegeschäft, das u.a. auch Bademode produzierte. Es befand sich in New Malden, einem Stadtteil von London, in der Kingston Road 143. Eine Zeitlang arbeitete Margareta Rosival geb. Grimeisen bei ihm im Geschäft, nachdem sie 1938 nach England emigriert war. Sie war die Enkelin von Eugens Cousine Julia Squarenina geb. Löwinger.
Eugen Albert Zwieback bekam Leukämie und starb im Juni 1964 an dieser schrecklichen Krankheit. Seine Frau Emilie starb am 31.1.1981 ebenfalls in England.
Tochter Renate heiratete Boris Frank Trainin. Renate starb 2001 in Spanien.
Bildquellen:
- Stammbäume: © Karin Kiradi
- alle Fotos der Familienmitglieder: Stammbaum Zwieback
- Parte Josefine Zwieback: Neue Freie Presse v. 2. Juli 1897, Seite 14: Anno ONB
- Grab Josefine, Josef und Siegfried Zwieback: © Karin Kiradi
- Parte Samuel Zwieback: Geni
- Inserat Messe: Reichspost v. 5. September 1926, Seite 5: Anno ONB
- Parten Josef Zwieback: Neue Freie Presse v. 4. November 1927, Seite 21: Anno ONB
- Zeitungsinserat: "Die Stunde" v. 30. April 1930, Seite 10: Anno ONB
- Grab Anna, Georg und Brunhilde Zwieback: © Karin Kiradi
- Deutsches Reichsgesetzblatt Teil I 1867-1945: ONB
- Dienstbuch der Organisation Todt: Organisation Todt, Public domain, via Wikimedia Commons
- Zeitungsinserat "Elysee Zwieback": "Die Bühne" 1926, Heft 100 S. 72: Anno ONB
- "Sales"-Anzeige: Das Kleine Blatt v. 10. April 1927, Seite 27, Anno ONB
Quellen:
- Stammbaum der Familie Zwieback v. Ed Zwieback
- Geni
- Matricula Online
- Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- Amtsblatt der Stadt Wien 1910: Wienbibliothek digital
- Adressen: Lehmann: Wienbibliothek digital
- Firmenprotokollierung: Lehmann: Wienbibliothek digital
- Firmenprotokollierung: Lehmann: Wienbibliothek digital
- Reichspost v. 29. August 1926, Seite 7, Anno ONB
- Neues Wiener Tagblatt v. 2. Februar 1927, Seite 8: Anno ONB
- "Freiheit" v. 20. August 1931, Seite 3: Anno ONB
- Wiener Allgemeine Zeitung v. 24. Juni 1931, Seite 4: Anno ONB
- Wiener Zeitung v. 10. Januar 1932, Seite 14: Anno ONB
- Die Presse v. 14.03.2014
- Mary Josefine Zwieback: A letter to the stars
- Otto Ludwig Zwieback: Kitchener Camp
- Modelle von Josef Zwieback: "Die Bühne, Heft 257 S. 23: ÖNB-ANNO - Die Bühne (onb.ac.at)
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Romi Brandel (Sonntag, 26 Februar 2023 20:37)
Herzlichen Dank für diese informative Geschichte der Familie Zwieback. Ich habe auch schon meine Freundin begeistert.
Liebe Grüsse Romi