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Familie Zwieback - Teil 1

Dieser Teil der Familiengeschichte beschäftigt sich mit der Stammfamilie der Zwiebacks, die aus Ungarn kam. Weiters wird die Familie von Fanny Zwieback verh. Löwinger beleuchtet, die mit ihrem Ehemann ein Modegeschäft führte.

Die Stammfamilie

Stammbaum Familie Zwieback-Miskolczy
Wilhelmine Zwieback (Miskolczy) geb. Singer

Der jüdische Bekleidungs- und Textilkaufmann Josef Zwieback (1812-1850) lebte mit seiner Frau Wilhelmine Singer (1822-1906) in Bonyhád in Ungarn. Die beiden hatten 5 Kinder:

  • Franziska (Fanny) (1842-1917) ⚭ Leopold Löwinger (1832-1890)
  • Samuel (1843-1929) 1. ⚭ Josefine Böhm (1846-1897)
                                              2. ⚭ Leonore Helene Gross (1865-1923)
  • Ludwig (1844-1906) ⚭ Katharina Singer (1845-1878) 
  • Emanuel (1847-1905) ⚭ Pauline Blum (1861-1906) 
  • Izidor (1849-1853) 
Grab von Josef Zwieback (1812-1850) in Baja

Im Laufe der Jahre übersiedelte die Familie nach Baja.  Im Feber 1850 erkrankte Josef während einer Geschäftsreise schwer und starb schließlich am 28.3.1850 im Alter von nur 38 Jahren. Einen Tag später wurde er am israelitischen Friedhof in Baja beerdigt. 

 

1853 musste Wilhelmine den nächsten Verlust verkraften, als ihr jüngster Sohn Izidor mit 4 Jahren starb. Er wurde wie sein Vater am israelitischen Friedhof in Baja (Grab 1-1-36) beerdigt.

 

Moritz Miskolczy (1819-1893)

Wilhelmine, die allseits Minna genannt wurde, heiratete dann ein zweites Mal und zwar Moritz Miskolczy (1819-1893). Moritz kam aus Hodmezövásárhely in Ungarn. Die neue Familie übersiedelte nach Wien, wo sie im 6. Bezirk, in der Stumpergasse 54 wohnte. Aus dieser Ehe gingen dann noch 2 Kinder hervor:

  • Berta (1854-1938) ⚭ Josef Greif († 1911)
  • Josef (1858-1921) ⚭ Gisela Löwinger (1866-1942)

Moritz starb am 20.2.1893 im Alter von 74 Jahren. Seine Frau Minna musste noch ihren Söhnen Ludwig und Emanuel ins Grab nachsehen, bevor sie am 28.7.1906 im Alter von 84 Jahren nach langem Leiden an einer Herzmuskelentzündung starb. Moritz und Minna fanden in der alten israelitischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs in der Gruppe 20/Reihe 21/25-26 ihre letzte Ruhestätte. Das Grab liegt auf halbem Weg zwischen Tor 1 und Tor 11. 

Die nachfolgenden Generationen machten die Namen „Zwieback“ und „Miskolczy“ allseits bekannt. Mit ihren Unternehmen haben sie Geschichte geschrieben.

In der großen Familie Zwieback-Miskolczy kam es zu mehreren Eheschließungen zwischen Familienmitgliedern. 

 

Familienzweig Fanny Zwieback

Stammbaum der Familie von Fanny Zwieback

die Eltern Fanny Zwieback und Leopold Löwinger

Franziska Zwieback (1842-1917)
Fanny

Franziska (Fanny) Zwieback kam am 18.03.1842 als erstes Kind von Josef und Wilhelmine (Minna) Zwieback zur Welt. In Szeged heiratete sie am 2.4.1862 den aus Bratislava stammenden Leopold Löwinger (1832-1890). Das junge Paar wohnte dann auch eine Zeitlang in Szeged. Die beiden bekamen 3 Mädchen:

  • Julia (1863-1940) ⚭ Friedrich Squarenina (1863-1922) 
  • Bertha (1865-1929) ⚭ Dr. Wilhelm Duschinsky (1860-1924) 
  • Gisela (1866-1942) ⚭ Josef Miskolczy (1858-1921)
Hochwasser an der Theiß 1879

Nach einem verheerenden Hochwasser an der Theiß übersiedelte die Familie 1879 nach Wien. 

 

Franziska gründete 1882 gemeinsam mit ihrem Bruder Emanuel (1850-1905) einen Laden für "Damenmode und Modeaccessoires" im 7. Bezirk in der Mariahilferstraße 57 namens „Zwieback Emanuel & Comp.“ Ihr Gatte, Leopold Löwinger, arbeitete als Buchhalter in der Firma „Ludwig Zwieback & Bruder“, die von seinen Schwagern Ludwig und Emanuel Zwieback betrieben wurde.

 

Am 20.10.1890 starb Leopold Löwinger im Alter von 58 Jahren an einem Gehirntumor. Er wurde am israelitischen Teil des Zentralfriedhofs bei Tor 1 in der Gruppe 6/25/94 bestattet. Das Grab befindet sich nahe dem Eingang von Tor 1. 

   

Fanny Löwinger starb plötzlich und unerwartet am 9.6.1917 im Alter von 75 Jahren an Gefäßverkalkung. Sie fand ihre letzte Ruhestätte im Grab ihres Ehemannes Leopold.  

die Familie Julia Löwinger und Friedrich Squarenina

Julia Löwinger (1863-1940) heiratete im März 1891 den aus Szeged stammenden Friedrich Squarenina (1863-1922). Bereits im Dezember 1891 kam ihr Stammhalter Leopold (1891-1978) zur Welt. Im April 1893 erblickte Töchterchen Louise (1893-1962) das Licht der Welt. 

Inserat des Damenmodengeschäfts F. Squarenina & Co in Wien

Friedrich war eine Zeitlang Disponent im Unternehmen „Ludwig Zwieback & Bruder“. Dann stieg er aus dem Unternehmen aus, um mit seiner Frau Julia einen eigenen Herren- und Damenmodeladen „F. Squarenina & Co“ in der Kärntner Straße 39 zu eröffnen.

 

Friedrich Squarenina starb am 14. November 1922 im Alter von nur 58 Jahren. Bestattet wurde er am israelitischen Teil des Zentralfriedhofs bei Tor 1 in der Gruppe 52/37/01. Das Grab befindet sich nahe bei Tor 11. Dort fand auch seine Frau Julia ihre letzte Ruhestätte, nachdem sie am 24.7.1940 im Alter von 77 starb.

  • Leopold Squarenina (1891-1978)
Eintrag im "Lehmann" über die Firmen Squarenina

Leopold Squarenina führte nach dem Tod seines Vaters das Unternehmen „F. Squarenina“ weiter. Allerdings wenig erfolgreich. Bereits  ca. 1926 wurde das Unternehmen aufgesplittet. Das englische Damenmodengeschäft „F. Squarenina & Co“ blieb selbständig bestehen, war aber gleichzeitig Gesellschafter des Herrenmodengeschäfts „Squarenina & Co“. Beide Firmen teilten sich das Geschäftslokal in der Kärntner Straße 39. 1931 kam es zu einem außergerichtlichen Ausgleich und 1933 mussten die Unternehmen wegen Zahlungsunfähigkeit schließlich liquidiert werden. 

Leopold Squarenina
Leopold Squarenina

Leopold war begeisterter Schifahrer und engagierte sich beim Alpen-Schiverein.

 

Leopold heiratete 3 mal. Die erste Ehe mit Margarethe (Grete) Husserl (1895-1942) schloss er im Dezember 1920. 1938 erfolgte die Scheidung. Margarethe wurde 1942 verhaftet und am 11.01.1942 ins KZ Riga deportiert, wo sie den Tod fand. Zum Gedenken an sie wurde ihr Name am Grabstein ihrer Schwiegereltern Julia und Friedrich Squarenina eingraviert. 

 

In zweiter Ehe war Leopold mit Alice Kelner (1906-1954) verheiratet. Mit ihr emigrierte er 1938 nach England.  Dort war Leopold als Radiomechaniker tätig. Alice starb 1954.

 

Leopold vermählte sich 1956 in Hampstead dann noch ein drittes Mal und zwar mit Blanka Maria Broch, verwitwete Kaufmann (1908-1993). Sie war diplomierte Kosmetikerin und hatte ursprünglich auch in Wien gelebt.

 

Leopold starb 1978 scheinbar kinderlos im Alter von 86 Jahren in London. 

 

  • Louise Squarenina (1893-1962)

Louise Squarenina heiratete 1915 in Wien Johann Eduard Grimeisen (1885-1969), der aus der Ukraine stammte.  Die Familie wurde mit den Kindern Franz Xaver (1916-1973) und Margareta (1918-1986) komplettiert. 1918 trat Louise aus der jüdischen Gemeinde aus und ließ sich taufen. 

Inserat Baumschule Johann Grimeisen

Ihr Ehemann Johann (Hans) betrieb zuerst die Agentur „Grimeisen & Co.“, die mit Rohprodukten handelte. Später betrieb das Ehepaar im 1. Bezirk in der Wollzeile 5 auch noch die „Baumschule Johann Grimeisen“. 

 

Nach dem Anschluss Österreichs 1938 emigrierten sie nach Sao Paulo in Brasilien. Nach dem Krieg kehrten sie 1947 nach Österreich zurück und ließen sich in Innsbruck nieder. Louise starb dort 1962 im Alter von 69 Jahren. 

Franz Xaver Grimeisen (1916-1973)

Sohn Franz Xaver Grimeisen (1916 -1973) trat 1935 ins Noviziat der Jesuiten in Kärnten ein. 1938 emigrierte er mit seinen Eltern nach Brasilien. Als er 1947 nach Österreich zurückkam, wurde er Jesuitenpater. Einige Jahre wirkte er als solcher auch in Wien. Er starb im Alter von 59 Jahren in Warburg (DE). Sein Leichnam wurde in der Krypta der Jesuitenkirche in Innsbruck beigesetzt. 

 

Tochter Margareta Grimeisen (1918-1986) wurde am 18.02.1918 in Krakau geboren. 1938 emigrierte sie nach London, wo sie 1945 Frank Rosival ehelichte. Sie arbeitete eine Zeitlang in London für das Modehaus von Eugen Zwieback (1900-1964 und Sohn von Samuel Zwieback). 1946 zog die Familie nach Olmütz. 1961 flüchteten sie aus dem kommunistischen Land nach Österreich und wohnten dann in Innsbruck. Dort starb Margareta im Alter von 68 Jahren und wurde am Pradlerfriedhof in Innsbruck bestattet. Margareta und Frank hatten eine Tochter namens Jana

 

die Familie Bertha Löwinger und Wilhelm Duschinsky

Bertha Löwinger kam am 29. Jänner 1865 in Szeged zur Welt. Im März 1888 heiratete sie Wilhelm Duschinsky (1860-1924). 

Die beiden hatten 4 Kinder: 

  • Georg Duschinsky (1888-1942) ⚭ Erna Löwy (1888-1941)
  • Dr. Ernst Duschinsky (1890-1922) 
  • Sophie Adele Duschinsky (1893-1893) starb 6 Tage nach der Geburt
  • Hedwig Sophie Duschinsky (1894-1950) ⚭ Oliver Grossmann

Wilhelm Duschinsky stammte aus Straßnitz in Mähren. Er hatte Germanistik und Romanistik an den Universitäten Wien und Paris studiert und widmete sich danach vor allem der Pädagogik, vergleichenden Literaturgeschichte und Linguistik. Von 1883 bis 1885 lebte er in Italien und Frankreich und wurde 1887 Lehrer in Prag. 1892 bekam er eine Stelle als Professor an einer Oberrealschule im 7. Wiener Gemeindebezirk. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze im "Archiv für neuere Sprachen und Literatur", der "Zeitschrift für österreichische Gymnasien für das Realschulwesen" und der Zeitschrift "Oesterreichische Mittelschule". Zudem war Wilhelm Duschinsky Mitarbeiter der "Wiener Morgenpost" und Referent für romanische Literatur. Er starb am 28. August 1924 im Sanatorium Mariahilf im Alter von 64 Jahren und wurde am Neustifter Friedhof bestattet. Das Grab existiert allerdings nichts mehr. Bertha starb nur wenige Jahre später am 12. Februar 1929. Ihre Grabstelle konnte ich nicht ausfindig machen. 

 

  • Georg Duschinsky (1888-1942)

Sohn Georg wurde in Prag geboren. Verheiratet war er mit Erna Löwy (1888-1941), mit der einen Sohn (Ernst Duschinsky 117-2004) hatte. Sie wohnten im 18. Bezirk in Wien in der Cottagegasse 39. Georg betrieb ein Handelsunternehmen mit Fellen und Häuten. Erna hatte ein Kinderbekleidungsgeschäft.  Im Zuge der Judenverfolgungen wurden sie verhaftet. Erna deportierte man 1941 nach Minsk. Allerdings kam sie dort nie an. Sie starb während des Transports. Georg versuchte vermutlich über Frankreich zu flüchten, wurde allerdings verhaftet und ins Durchgangslager Drancy gebracht. 1942 wurde er ins KZ Auschwitz-Birkenau überstellt, wo er ermordet wurde. ums Leben. Ihr Sohn Ernst konnte nach England emigrieren, wo er als Ernest Dorman bis zu seinem Tod lebte.

 

  • Dr. Ernst Duschinsky (1890-1922) 

Sohn Dr. Ernst Duschinsky (1890-1922) kämpfte im 1. Weltkrieg an der Isonzofront. Er war Rechtsberater einer Wiener Versicherungsgesellschaft. 1922 starb er mit nur 32 Jahren an einer seltenen Erbkrankheit.

 

  • Hedwig Sofie Duschinsky (1894-1950)

Tochter Hedwig Sofie (1894-1950) wurde in Wien geboren. 1911 trat sie aus der Jüdischen Gemeinschaft aus. Sie war verheiratet mit Oliver Grosman, mit dem sie vermutlich vor den Judenverfolgungen floh. Oliver starb  ca. 1943 auf Bermuda. Hedwig emigrierte nach Schottland, wo sie 1950 in Edinburgh Selbstmord beging.

 

die Familie Gisela Löwinger und Josef Miskolczy

Gisela Löwinger (1866-1942) heiratete 1885 ihren Onkel Josef Miskolczy (1858-1921). Er war der Halbbruder ihrer Mutter Franziska. Das bedeutet, dass Wilhelmine (Mina) Singer gleichzeitig die Mutter von Josef und die Großmutter von Gisela war. Giselas Großmutter war demnach gleichzeitig auch ihre Schwiegermutter.  Mit diesem Zweig der Familie schließt sich der Kreis der Familie und über sie gibt es noch einen eigenen Beitrag. 


Bildquellen:

  • Stammbäume: © Karin Kiradi
  • Wilhelmine Zwieback: und ihre Parte: Geni
  • Grab von Josef Zwieback: Geni 
  • Moritz Miskolczy und seine Parte : Geni
  • Grab v. Wilhelmine und Moritz Miskolczy: © Karin Kiradi
  • Franziska Zwieback: Stammbaum Zwieback
  • Hochwasser an der Theiß: Ebay
  • Parte Fanny Löwinger: Geni
  • Parte Leopold Löwinger: Geni
  • Grab von Fanny und Leopold Löwinger: © Karin Kiradi
  • Inserat "F.Squarenina & Co": Lehman -- Wienbibliothek Digital
  • Parten Friedrich Squarenina: Geni
  • Grab von Friedrich und Julie Squarenina: © Karin Kiradi
  • Leopold Squarenina: Stammbaum Zwieback
  • Inserat "Gärtnerei Grimeisen": Illustrierte Kronen Zeitung v. 5.10.1931, Seite 8: Anno ONB
  • Franz Xaver Grimeisen: Stammbaum Zwieback
  • Gisela Miskolczy geb. Löwinger: Stammbaum Zwieback
  • Josef Miskolczy: Geni

Quellen:

  • Stammbaum der Familie Zwieback v. Ed Zwieback 
  • Geni 
  • Neues Wiener Tagblatt v. 28. Juni 1903, Seite 4: Anno ONB
  • Freie Stimmen v. 29. August 1924, Seite 3: Anno ONB
  • Wiener Zeitung v. 3. September 1932, Seite 12:  Anno ONB
  • Der Tag v. 1. Februar 1933, Seite 7: Anno ONB
  • St. Pöltner Bote v. 5. Dezember 1935, Seite 11: Anno ONB
  • Der Tag v. 19. April 1933, Seite 10: Anno ONB

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Kommentare: 1
  • #1

    Romi Brandel (Montag, 13 Februar 2023 01:03)

    Wie immer faszinierend. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.
    Dankeschön �