Gerhart Frankl war ein bedeutender Maler jüdischer Herkunft, der in seinen Bildern u.a. das traurige Schicksal seiner Familie verarbeitete.
Herkunftsfamilie
Jacob Frankl (1843-1897) stammte aus einer jüdischen Familie in Hluk in Mähren. Dort heiratete er Julie Nowak (1844-1897). Jacob war Bauunternehmer. Nach und nach vergrößerte sich die Familie um 6 Kinder:
- Emil (1868-1943) ⚭ Else Kohn (Kerner) (1880-1944)
- Rosine (1872-1941) ⚭ Leo Goldstein (*1867)
- Elma Elena (1874-1942) ⚭ Maximilian Feldscharek (1865-1931)
- Angela (1875-1944) ⚭ Elias Siebenschein (1867-1932)
- Eugenie (1878-1911) ⚭ Moritz Hofmann (* 1870)
- Delphine (*1880) ⚭ Carl Neugebauer (1866-1935)
Die Kinder wurden alle noch in Hluk geboren. Wann genau die Familie dann nach Wien übersiedelte, konnte ich leider nicht eindeutig klären. Jedenfalls haben alle 6 Kinder in Wien geheiratet. 1894 feierte die älteste Tochter Rosine Hochzeit. 2 Jahre später vermählte sich Tochter Elma Elena.
Das Jahr darauf warf traurige Schatten über die Familie. Am 19.3.1897 verstarb der Vater Jacob Frankl nach einer Bauchfellentzündung innerhalb von 3 Tagen im Alter von nur 54 Jahren. Seine Frau Julie laborierte schon länger an den Folgen eines Herzfehlers. Am 13.8.1897 nur wenige Monate nach ihrem Ehemann schied auch sie aus dem Leben. Sie wurde nur 53 Jahre alt. Ihre letzte Ruhestätte fanden beide in der israelitischen Abteilung des Zentralfriedhofs in der Gruppe 20/9/51. Das liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen Tor 1 und Tor 11.
Die nächsten Jahre wurden wieder Hochzeiten gefeiert. 1898 heiratete Angela den Seifen- und Kerzenfabrikanten Elias Siebenschein, mit dem sie dann in Brünn lebte. Emil, der einzige Sohn des Hauses, vermählte sich 1899 mit Else Kohn. Im Jahr darauf heirateten Eugenie und der Kaufmann Moritz Hofmann. 1901 gab die jüngste Tochter des Hauses, Delphine, dem Kaufmann Carl Neugebauer ihr Ja-Wort.
Gerharts Jugend
Dr. Emil Frankl und seine Frau Else lebten als assimilierte Juden in Wien, in der Porzellangasse 49a. Am 12. Mai 1901 kam ihr Sohn Gerhart zur Welt. Er wurde zwar noch im Geburtsbuch der israelitischen Gemeinde als Jude eingetragen, seine Eltern ließen ihn aber 1906 in Bad Aussee nach röm.kath. Ritus taufen. Grund dürfte der zunehmende Antisemitismus gewesen sein. Elses Eltern ließen 1902 wohl aus demselben Grund ihren Familiennamen von „Kohn“, der als eindeutig jüdisch erkennbar war, in „Kerner“ ändern. Diese Namensänderung wurde auch in den Dokumenten von Else nachgezogen.
Am 9.2.1911 starb Eugenie Hofmann, eine Schwester von Gerharts Vater, nach kurzem schwerem Leiden kurz vor ihrem 33. Geburtstag.
Gerhart Frankl besuchte das Schottengymnasium in Wien, wo er 1919 die Matura mit Auszeichnung bestand. Danach begann er an der Technischen Hochschule Chemie zu studieren. Abends besuchte er Zeichenkurse. Der Maler Anton Kolig, der von Gerharts Vater gefördert wurde, war oft bei den Frankls zu Gast. Als ihn Gerhart eines Tages beim Mittagsschlaf zeichnete, wurde der Künstler auf ihn aufmerksam und befand ihn als äußerst begabt. Gerhart brach sein Studium ab und widmete sich von da an nur mehr der Kunst. Das fand in der Familie durchaus Zustimmung. Der Vater war ein begeisterter Kunstsammler. Auch Gerharts Mutter war kulturell sehr aufgeschlossen.
Im Sommer 1920 ging Gerhart erstmals als Malschüler zu Anton Kolig nach Nötsch/Gailtail. Dort lernte er weitere Maler, wie Bohdan Heřmanský, Johann Wolfgang Schaukal und Franz Wiegele kennen. Gemeinsam bildeten sie den „Nötscher Kreis“.
Als sich Gerhart langsam als eigenständige künstlerische Persönlichkeit zu entwickeln begann, wurde das Verhältnis zu seinem Lehrer ab 1923 allmählich durch Unstimmigkeiten getrübt.
Geschäfte des Vaters
Gerharts Vater, Dr. Emil Frankl, war Jurist und als k.k. Hof- und Gerichtsadvokat tätig. Seine Kanzlei befand sich im 1. Bezirk, in der Schottengasse 10. In weiter Folge war er auch Vorstand und Rechtskonsulent der Niederösterreichischen Escompte-Bank. Diese Bank hatte ihren Sitz am Hof Nr. 2. Sie wurde 1853 gegründet und vergab vorwiegend Wechsel- und Kontokorrentkredite an einen exklusiven Kundenkreis mit Wohnsitz in Wien und Niederösterreich.
Dr. Herzberg, der im Vorstand der Bank eine große Rolle spielte, holte Dr. Emil Frankl in das Exekutivkomitee, um seine Position gegenüber Heinrich Bronner zu stärken. Dieser schloss zahlreiche rechtswidrige Geschäfte ab, die der Bank enorm schadeten. Die Gruppe um Dr. Emil Frankl konnte sich gegen Bronner allerdings nicht durchsetzen, was u.a. in weiterer Folge zum Zusammenbruch der Bank führte. Dr. Emil Frankl bemühte sich später noch vergeblich um die Sanierung der Bank. 1932 war die Bank konkursreif. Die „gesunden“ Teile der Bank wurden in die Creditanstalt eingebracht, der Rest liquidiert.
Dr. Emil Frankl arbeitete danach wieder als Rechtsanwalt und galt vor allem als Fachmann in Theaterfragen und als besonderer Kunstkenner. Einen Namen machte er sich auch als Vertreter der Familie Eibenschitz, den Besitzern des Carl-Theaters.
Künstlerisches Schaffen
Trotz seiner 2 Jahre Malunterricht, gilt Gerhart Frankl als Autodidakt. Seine Vorbilder waren Cezanne, Tizian, Rubens, Brueghel, Fyt, van Beyeren, sowie Delacroix. Die Werke von Gerhart Frankl decken ein breites Spektrum ab. Darin sind auch expressionistische und kubistische Elemente, sowie abstrakte und naturgetreue Abbildungen zu finden.
Zwischen 1920 und 1930 unternahm Gerhart Frankl zahlreiche Reisen durch Europa und Nordafrika. Dabei schulte er seine malerischen Fähigkeiten an der Natur und an den Vorbildern alter Meister in den Museen. Vor allem die Werke Paul Cezannes beeinflussten sein weiteres Schaffen nachhaltig. Die Beschäftigung mit diesem Meister brachte ihn in Kontakt mit dem Kunsthistoriker Fritz Novotny, der als Cezanne-Experte galt. Aus dem gemeinsamen Interesse entwickelte sich bald eine enge Freundschaft.
Fast 2/3 seiner Arbeiten hat Gerhart Frankl auf Papier gemalt. Er entwickelte eine eigene Mischtechnik. Dabei setzte er Pastell, Gouache und teilweise Kohle ein, um seine Eindrücke künstlerisch einzufangen. Vor allem Landschaften waren immer wieder Thema in seinem Schaffen. Das rührte vielleicht auch daher, weil Gerhart Frankl ein begeisterter Motorradfahrer und Bergsteiger war und sich gerne in der Natur aufhielt.
1930 wurde Gerhart Frankl vom Kunsthistoriker Prof. Hans Tietze als ein Künstler beschrieben, der bewusst seine Grenzen setzt, um innerhalb derer in die Tiefe zu gehen. In den 1930er Jahren färbte die wirtschaftliche Not und der beginnende politische Einfluss auf die Bilder Gerhart Frankls ab. Es entstanden vorwiegend Werke mit antifaschistischem Inhalt. Das Schicksal seiner Familie, die von den Nazis ermordet wurden, verarbeitete er später in der sogenannten "In Memoriam"-Serie.
Gerhart Frankl hatte stets auch eine enge Beziehung zum Belvedere. Diese Tatsache schlug sich auch in einer Serie von Bildern aus den Jahren 1947-1949 nieder. Darin setzte er sich mit dem barocken Areal, sowie dem Blick über Wien, auseinander.
Den künstlerischen Höhepunkt seines Schaffens erreichte er in seinen späten Jahren mit der Darstellung der Alpen.
Die Zeit der Nazi-Herrschaft
Gerhart Frankl lernte während seiner Lehrjahre in Kärnten die Bankangestellte Christine Büringer kennen und lieben. Die beiden teilten ihre Leidenschaft für die Natur und auch das Motorradfahren. Gemeinsam durchquerten sie z.B. mit einer BMW-Maschine die Dolomiten. Christine war die Nichte des Malers Sebastian Isepp und hatte wie Gerhart jüdische Wurzeln.
1936 feierten Gerhart Frankl und Christine Büringer Hochzeit in der Wiener Votivkirche. Die Zukunft versprach aber wenig Rosiges für das junge Ehepaar. Als sich nach dem Anschluss Österreichs die politische Lage zuspitzte, flüchteten sie im Sommer 1938 nach London.
Die meisten Familienmitglieder Gerhart Frankls ließen sich aber nicht zur Flucht überreden und entschieden sich dazu, in Wien zu bleiben. Sie verloren fast alle im Holocaust ihr Leben. Im August 1938 wurde eine Verordnung erlassen, wonach Juden, deren Name laut Auffassung der Nazis nicht als „typisch jüdisch“ erkennbar war, einen zweiten Vornamen zu tragen hatten. Demzufolge musste in die Dokumente von Frauen „Sara“ und die von Männern „Israel“ eingetragen werden. Dieses Gesetz wirkte sich auch auf die Familie Frankl aus. Dr. Emil Frankl wurde am 22.6.1939 mit dem Zusatz „Israel“ als Jude gekennzeichnet. Seine Frau Else Frankl ereilte dieses Schicksal am 28.2.1940. Das war aber nur der Beginn weiterer menschenverachtender Übergriffe durch die Nazis.
Elma Feldscharek trauerte Ende 1931 um ihren Mann Maximilian Feldscharek, der plötzlich und unerwartet im Alter von 66 Jahren verstarb. Im Nachhinein betrachtet, war dieser Tod wohl noch ein Segen für den Verstorbenen. Seine Frau Elma hingegen musste noch viel durchleiden. Sie wurde am 15.10.1941 mit dem Transport 6, Zug Da 1 von Wien ins Ghetto Lodz gebracht. Die Deportierten fuhren in Personenwaggons dritter Klasse und wurden von einem Offizier und 15 bewaffneten Schutzpolizisten begleitet. Sie kamen am 16.10.1941 um 16 Uhr, statt wie geplant um 11 Uhr, am Bahnhof Radegast an. Elma überlebte die Nazi-Greuel dort nicht. Ihre 3 Töchter konnten sich ins Ausland retten und überlebten in Amerika.
Gerharts Tante, Rosine Goldstein wurde nach ihrer Verhaftung am 3.12.1941 mit Transport 13 ins Ghetto nach Riga gebracht. Nach 8tägiger Fahrt erreichten sie den Zielort, wo Rosine den Tod fand. Ob sie, wie ca. 400 andere, vorwiegend ältere Personen aus Wien, im Wald von Rumbula erschossen wurde, um im Lager Platz für Neuankömmlinge zu schaffen oder ob sie bei der Zwangsarbeit im Lager Salaspils umkam, war nicht eindeutig eruierbar.
Schließlich wurden auch Dr. Emil Frankl und seine Frau Else verhaftet und am 20. August 1942 von Wien nach Theresienstadt transportiert. Die Arbeitsbedingungen im Ghetto waren derart schlecht, dass viele der Gefangenen dies nicht überlebten. So auch Dr. Emil Frankl. Er starb dort am 8.6.1943. Für den größten Teil der Menschen in Theresienstadt war das Ghetto aber nur eine Durchgangsstation. Sie lebten in ständiger Angst vor einer Deportation in eines der Vernichtungslager. Im Ghetto befanden sich auch viele Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler, die ein umfassendes kulturelles Leben für die Häftlinge gestalteten. Die SS duldete dies nicht nur, sondern instrumentalisierte es sogar für ihre Zwecke. Als Ende 1943 weltweit die ersten Tatsachen über die Vernichtungsstätten bekannt wurden, lud die nationalsozialistische Führung das Internationale Komitee vom Roten Kreuz zu einem Besuch nach Theresienstadt ein. In Vorbereitung darauf wurden tausende Häftlinge nach Auschwitz deportiert, um die Überbelegung des Ghettos zu reduzieren. Unter ihnen war Else Frankl, die am 15.6.1944 nach Auschwitz überstellt wurde. Dort wurde sie vermutlich direkt in die Gaskammer geschickt und ermordet. Der Delegation des Roten Kreuzes wurde dann im Juli 1944 in Theresienstadt das Leben einer normalen Stadt vorgespielt. Zum Schein wurden Geschäfte, Kaffeehäuser, Kindergärten, Schulen und sogar eine Bank errichtet.
Angela Siebenschein lebte mit ihrem Ehemann Edmund Elias in Brünn. Er starb dort nach kurzem schwerem Leiden am 22.4.1932. Angela wurde später von der Gestapo festgenommen und am 28.1.1942 gemeinsam mit ihrer Tochter Julie Stössler (1899-1844), ihrem Enkel Gerhardt Stössler (1926-1944), ihrem Sohn Norbert Schiebenschein (1901-1944) und ihrer Schwiegertochter Jella Siebenschein (1912-1944) nach Theresienstadt deportiert. Im Vorfeld des Transports waren eine Reihe von Mitgliedern des Transportreferats von Prag nach Brünn gereist um die verwaltungsmäßige Vorbereitung des Transports nach den Vorgaben der "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" durchzuführen. Sie erstellten eine Deportationsliste, erfassten das jüdische Vermögen, versandten die Bescheide und halfen beim Packen sowie beim Tragen des Gepäcks. Die Deportierten wurden zunächst zu einem Sammellager und von dort zum Bahnhof gebracht. Mit dem Zug ging es dann nach Bohusovice. Die letzten 3 km nach Theresienstadt mussten sie per Fußmarsch zurückzulegen. Möglicherweise hat Angela im Lager noch ihre Mutter Else Frankl getroffen.
Am 17.12.1943 wurde im Rahmen des Tagesbefehls des Ältestenrates ein Weitertransport ins Reichsgebiet bekannt gegeben. Die betroffenen Häftlinge erhielten früh morgens eine schriftliche Aufforderung, sich noch am selben Tag in der "Schleuse" einzufinden. Das war eine Kaserne mit dem Namen "Hamburger Kaserne". Abgesehen vom Handgepäck durfte nur ein Gepäckstück mitgenommen werden. Dieses wurde jedoch gesondert zum Bahnhof transportiert. Die Häftlinge, die schon vor ihrer Deportation nach Theresienstadt Identifikationsnummern erhalten hatten, bekamen nun neue Nummern zugeteilt. Nach einer Zählung wurden sie zum Bahnsteig gebracht, wo sie in Viehwaggons verladen wurden. Der Transport trug die Kennziffer "Ds". Es handelte sich um den letzten Transport aus Theresienstadt, bevor im Winter 1943 eine vorübergehende Sperre des Schienenverkehrs verhängt wurde. Der Zug hatte 2.503 Männer, Frauen und Kinder an Bord. Die meisten der Deportierten waren jünger als 60 Jahre. Sie verließen am 18.12.1943 Theresienstadt und kamen am übernächsten Tag in Auschwitz-Birkenau an. Anders als im Fall der meisten einlaufenden Züge, mussten sich die Häftlinge dieses Transports keiner Selektion unterziehen. Es wurde auch keiner von ihnen unmittelbar nach der Ankunft ermordet. Stattdessen wurde ihnen befohlen, ihr Gepäck liegenzulassen und sich in die so genannte "Sauna" zu begeben. Dort wurden sie rasiert und man tätowierte ihnen eine Häftlingsnummer ein. Sie wurden dann in einen separaten, abgesonderten Abschnitt von Birkenau gebracht, der "Familienlager B II b" genannt wurde. Dort waren sie mit tausenden ehemaliger Theresienstadt-Häftlinge untergebracht, die bereits im September 1943 angekommen waren. Das Familienlager war der einzige Ort in Auschwitz, an dem kleine Kinder erlaubt waren. In den Lagerakten wurden die Häftlinge des Familienlagers als "sonderbehandelt" geführt. Offiziell hieß es "SB mit 6 monatiger Quarantäne". Das Kürzel SB (Sonderbehandlung) war die übliche Beschönigungsformel für Mord. Die Insassen des Birkenauer Familienlagers wurden im Juli 1944 in den Gaskammern ermordet. Unter ihnen waren auch Angela Siebenschein und ihre Familie.
Gerhart und Christine Frankl waren in England in Sicherheit. Schon bald nach ihrer Ankunft im Exil, bemühte sich Gerhard Frankl, seinem Freund Fritz Novotny zu einer sicheren Ausreise aus Österreich zu verhelfen. Novotny entschied sich allerdings in Wien zu bleiben. Auch dem Kunsthistoriker Otto Demus, den er aus dem Nötscher Kreis kannte, war Frankl bei seiner Flucht nach England 1939 behilflich.
Die Kriegsjahre im Exil gestalteten sich als sehr entbehrungsreich. Gerhart Frankl gab Zeichenunterricht an Mittelschulen und übernahm Aufträge für Bilderrestaurierungen. Christine verdiente ein wenig Geld als Haushaltshilfe.
Nachkriegsjahre, Tod und letzte Ruhestätte
Nach dem Ende des Krieges nahm Gerhart Frankl sein künstlerisches Schaffen wieder auf. Er hielt Vorträge zur Geschichte der Kunst an der Universität Cambridge und London und stellte dort auch seine Arbeiten aus.
Mit Fritz Novotnys Unterstützung kam das Ehepaar Frankl 1947 wieder nach Wien. Gerhart Frankl arbeitete in der Restaurierungswerkstatt des Belvedere. Gewohnt haben sie im Unteren Belvedere. In dieser Zeit schuf Gerhart Frankl auch seine Werkserie rund um das Schloss. Er fand in Wien allerdings keine dauerhafte Anstellung, sodass sie nach 16 Monaten wieder nach England zurückkehrten. Diesmal nicht als Flüchtlinge, sondern als Auswanderer. Auch seine Leidenschaft für das Motorradfahren lebte er wieder aus. 1949 fuhr er mit seiner Frau auf einer Triumph Contessa von London aus nach Wien.
1950 erhielt Gerhart Frankl die englische Staatsbürgerschaft. Er legte aber die österreichische nie zurück, weil er mit dem Gedanken spielte, irgendwann nach Wien zurückzukehren. Doch auch in England konnte Gerhart Frankl nur schwer Fuß fassen und eigentlich zog es ihn nach Wien zurück.
1961 wurde ihm anlässlich seines 60. Geburtstages vom österreichischen Bundespräsidenten Dr. Adolf Schärf der Titel "Professor" verliehen.
Im Mai 1963 erhielt Gerhart Frankl den mit 20.000,-- Schilling dotierten Preis der Stadt Wien für Malerei. Auf Drängen von Fritz Wotruba und Roland Rainer wurde Gerhart Frankl zum Professor der Akademie der bildenden Künste gewählt.
Im Juni 1965 kam Gerhart Frankl zu Verhandlungen über seine Professur wieder nach Wien. Er wurde in einem Gästezimmer im Kunsthistorischen Museum einquartiert. Dort erlitt er am 24. Juni 1965 plötzlich und völlig unerwartet einen Herzinfarkt, an dem er verstarb. Auf Intervention von Fritz Novotny wurde Gerhart Frankl am Wiener Zentralfriedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grab der Stadt Wien, in der Gruppe 30E/1/23 zur letzten Ruhe gebettet. Das Grab befindet sich ganz in der Nähe von Tor 2. Der Grabstein wurde von Fritz Wotruba gestaltet.
Das künstlerische Erbe
Nach dem Tod von Gerhart Frankl gründete seine Frau Christine den "Gerhart Frankl Memorial Trust" zur Verwaltung seines künstlerischen Nachlasses. 2015 wurde diese Institution aufgrund einer testamentarischen Verfügung von Christine Frankl aufgelöst. Alle Arbeiten auf Papier gingen an die Albertina und sämtliche Gemälde an das Belvedere.
Das Belvedere hatte schon nach dem Tod des Kunstsammlers Peter Parzer (1937-2010) durch ein Legat ca. 50 Bilder des Künstlers Gerhart Frankl erhalten. Peter Parzer starb kinderlos und vermachte dem Belvedere bzw. der Republik Österreich seine Sammlung. Peter Parzer setzte sich auch intensiv für eine Ausstellung der Werke von Gerhart Frankl ein. 2010 fand eine Ausstellung im Wien Museum unter dem Titel „In Memoriam – Ein Zyklus zum Holocaust von Gerhart Frankl“ statt. 2015 zeigte das Belvedere „Gerhart Frankl – Rastlos“.
Bildquellen:
- Parte Jacob Frankl: Geni
- Parte Julie Frankl: Geni
- Grabstein von Jacob und Julie Frankl: © Karin Kiradi
- Trauungseintrag Dr. Emil Frankl: Familysearch
- Bilder von Gerhart Frankl: Belvedere und © Karin Kiradi
- Bild "Stilleben Weinglas, Fischen und Zitrone" Leopoldmuseum
- Bild "Hafen v. Uzerche": Auktionshaus Kinsky
- Parte Max Feldscharek: Geni
- Totenbucheintrag Theresienstadt: Arolsen Archiv
- Parte Edmund Elias Siebenschein: Geni
- Transportschein von Angela Siebenschein: Arolsen Archiv
- Grab v. Gerhard Frankl: © Karin Kiradi
- Ausstellungsplakat: Sammlung Wienmuseum
Quellen:
- Wikipedia
- Geschichte Wiki Wien
- Belvedere
- artinwords
- Gemäldegalerie Kovacek
- Geni
- Dissertation v. Mag. phil. Eva Michel, 20: Uni Wien
- Ärztezeitung v. 10.03.2016
- Der Montag v. 21. Juli 1924, Seite 12: Anno ONB
- Kaufmännische Zeitschrift v. 1. Juli 1896, Seite 6: Anno ONB
- Wiener Allgemeine Zeitung v. 13. Juli 1922, Seite 4: Anno ONB
- Der Montag v. 24. Juli 1933, Seite 5: Anno ONB
- Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Holocaust-Opfer
- Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands: DÖW
- Opferdatenbank Institut Terezínské
- Arolsen Archiv
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Romi Brandel (Sonntag, 29 Januar 2023 21:54)
Vielen lieben Dank für die tragische, aber trotzdem überaus interessante Geschichte. Ich freu mich schon auf den nächsten Blog- Beitrag