Maria Andergast war Schauspielerin und ist bekannt durch zahlreiche Fernsehfilme, wie z.B. "Mariandl"
Herkunft und Jugend
Maria Andergast kam am 4. Juni 1912 in Brunnthal an der Alz in Bayern als Maria Pitzer zur Welt. Im Alter von 2 Jahren wurde sie Waise. Verwandte holten sie nach Wien und kümmerten sich um sie.
Wie es genau zum Namen „Andergast“ kam, ließ sich nicht eindeutig klären. Ob Maria adoptiert wurde oder ihre Verwandten nur als Zieheltern fungierten, ist nicht dokumentiert. Es stellt sich auch die Frage, ob der Name "Andergast" der Name ihrer neuen Familie war oder ein Künstlername. Wann genau Maria den Namen "Andergast" annahm, bleibt ebenfalls offen.
Maria hatte jedenfalls eine Schwester (oder Ziehschwester), die ebenfalls Schauspielerin und Tänzerin war. Sie trat in ihrer Jugend als Liesl Steiner (1905-1980) auf. Später nahm sie den Namen "Liesl Andergast" bzw. "Liesl Steiner-Andergast" an. Verheiratet war sie mit dem Direktor der Brünner Oper, mit dem sie ca. 1947 nach Brünn übersiedelte. Die beiden hatten 2 Töchter.
Maria entdecke früh ihre Liebe für die Bühne und wollte eigentlich Tänzerin werden. Ihre Zieheltern waren aber der Meinung, dass eine Schauspielerin genug sei in der Familie und Maria solle einen „anständigen Beruf“ erlernen. Maria machte dann eine Schneiderlehre, die sie auch mit der Meisterprüfung abschloss. Ihre Begeisterung für den Tanz blieb aber ungebrochen und so nahm sie Tanzunterricht bei Grete Wiesenthal. Ein schwerer Verkehrsunfall ließ ihre Träume von einer großen Tanzkarriere allerdings platzen. Daraufhin meldete sie sich an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst an und studierte Schauspiel bei Josef Danegger.
Schauspielkarriere
Bereits 1929, noch vor Abschluss ihres Studiums, wurde sie an das Stadttheater Aussig verpflichtet, wo sie mit "Vater sein dagegen sehr" ihr Debüt gab. In Aussig stand sie auch gemeinsam mit ihrer Schwester Liesl auf der Bühne.
Auf ihrer nächsten Bühnenstation 1934 am Deutschen Theater in Prag entdeckte sie Luis Trenker für den Film. Er offerierte ihr eine Rolle in seinem Film "Der Rebell". Doch Maria Andergast sagte aus terminlichen Gründen ab. Erst als Luis Trenker ihr ein weiteres Mal ein Angebot für eine Rolle machte, sagte sie zu und gab ihr Filmdebüt in "Der verlorene Sohn". Sie eroberte sich rasch einen Platz im Heimat- und Operettenfilm, aber auch im Melodram und in Komödien. Mit ihren Frauengestalten zählte sie rasch zu den beliebtesten weiblichen Stars der 1930er und 1940er Jahre.
Sie wirkte in erfolgreichen Filmen wie „Endstation", „Der Kurier des Zaren", „der Vogelhändler“, „drei Mädel um Schubert“, „eine Petersburger Romanze“ und „Manja Valewska" mit. Trotz der dauernden Dreharbeiten spielte Maria Andergast in Prag, Berlin und Wien aber weiterhin auch Theater.
1936 ging sie nach ihrer Heirat mit Heinz Helbig nach Berlin. Ab 1939 arbeitete sie fast ausschließlich in Wien. Sie gab aber auch zahlreiche Gastspiele in München, Rom, Warschau, in der Schweiz und in Schweden.
1941 sollte sie in Berlin die Hauptrolle in „Preußische Liebesgeschichte“ spielen. Der Vertrag war bereits fertig, als ihr die Filmgesellschaft mitteilte, dass sie auf oberste Anordnung eine Umbesetzung vornehmen hätte müssen. Goebbels war der Meinung, dass Maria Andergast vielleicht eine gute Schneiderin sei, aber keine geeignete Schauspielerin. Er bestand darauf, dass die Rolle mit der tschechischen Schauspielerin Lida Baarova besetzt wurde. Mit ihr hatte Goebbels eine Affäre und wollte wegen ihr seine Familie verlassen. Hitler zwang ihn die Affäre zu beenden. Die Familie Goebbels wurde stets als Vorzeigefamilie in zahlreichen Wochenschauen präsentiert.
1945 wurde Maria Andergast Ensemblemitglied am Wiener "Theater in der Josefstadt". Später gastierte sie über längere Zeit im Münchner "Residenztheater".
Während des Zweiten Weltkrieges wirkte Maria Andergast allerdings auch in zwei NS-Propagandafilmen mit („Spähtrupp Hallgarten“ und „Sechs Tage Heimaturlaub“). Im Film „Der liebe August“, der ebenfalls von den Nationalsozialisten propagiert wurde, erhielt sie eine größere Filmrolle. Schließlich wurde sie 1944 auch in die „Gottbegnadeten-Liste“ des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda aufgenommen.
Bei der Inszenierung von „Meine Schwester und ich“ in den Wiener Kammerspielen lernte Maria Andergast 1943 den Komponisten Hans Lang kennen, der dort als Kapellmeister engagiert war. Die beiden traten aus Freude an der Musik als „Sanges-Duett“ auf. Nach dem 2. Weltkrieg beschlossen sie ihre Musik professionell zu vermarkten. Ihr erster gemeinsamer Film war 1947 „Hofrat Geiger“. Es war der 50. Film von Maria Andergast. Mit dem Lied „Mariandl“, nach der Musik von Hans Lang, startete sie ihre 2. Karriere als Sängerin. Das Lied wurde ein Gassenhauer und sowohl im Rundfunk, in den Kinos, aber auch in privaten Haushalten immer wieder gespielt. 1947 waren Schallplatten noch eine Mangelware. Kaufte man eine solche „Neuerung“, musste man neben dem Kaufpreis eine alte Schellackplatte als „Naturalabgabe“ im Plattenladen zurücklassen.
Weitere Erfolgsfilme der beiden waren 1949 „Kleine Melodie aus Wien“ mit Paul Hörbiger, 1950 „Auf der Alm, da gibts koa Sünd“ mit Hans Richter, 1951 „Hallo, Dienstmann“ mit Hans Moser oder 1952 „Der Mann in der Wanne“ mit Axel von Ambesser.
Neben den Filmerfolgen häuften sich auch ihre Plattenerfolge: „Der Herr Torero“, „Harmonika-Hansl“, der „Tausendfüßler“ oder „Liebe, kleine Schaffnerin“.
In den 1950er Jahren spielte sie aber auch noch in weiteren typisch wienerischen Filmen mit, wie z.B.: "Der Verschwender" mit Attila Hörbiger, "Kaiserball" mit Rudolf Prack oder "Verlobung am Wolfgangsee" mit Wolf Albach-Retty . Fünf ihrer Filme inszenierte in dieser Zeit Franz Antel, mit dem sie eine Zeitlang verlobt war.
Nach einer längeren Pause trat sie im Film nur noch in Nebenrollen auf und war ab 1962 in einzelnen Fernsehproduktionen zu sehen. Zu ihren letzten Arbeiten für das Kino zählte 1974 das Heimat-Melodram von Theo Maria Werner "Der gestohlene Himmel".
Privates und letzte Ruhestätte
Maria Andergast war 3 x verheiratet. 1936 heiratete sie den Regisseur Heinz Helbig (*1913), mit dem sie nach Berlin ging, wo sie auch weiterhin am Theater auftrat. Nach ihrer Scheidung war sie ab 1941 in zweiter Ehe mit dem Schauspieler Siegfried Breuer (1906-1954) verheiratet. Auch diese Ehe scheiterte. 1949 war sie längere Zeit mit Franz Antel (1913-2007) verlobt. Die Beziehung ging aber noch vor der Hochzeit auseinander.
Während der 1940er Jahre wohnte Maria Andergast im 13. Bezirk in der Schweizertalstraße 19. Danach lebte sie in München. Mit dem Regisseur Richard Häußler (1908-1964) war sie von 1958 bis zu seinem Tod 1964 verheiratet. Danach zog sich Maria Andergast eine Zeit lang aus der Öffentlichkeit zurück.
1966 erlitt sie bei einem Autounfall schwere Verletzungen, die sie erneut für längere Zeit zu einer Pause zwangen. Mitte der 1970er Jahre zog sie zog sich vollständig vom Theater und vom Film zurück. Sie übersiedelte damals von München nach Wien.
1973 verlieh man Maria Andergast die Silberne Ehrennadel des Landes Wien. Ab 1977 lebte sie zurückgezogen in Meidling. Maria Andergast starb am 14. Feber 1995 im Alter von 82 Jahren in Lainz an einem Krebsleiden. Sie wurde am Wiener Zentralfriedhof in der Gruppe 4, Reihe 35, Nr. 2 bestattet. Ihr Grab wurde ehrenhalber gewidmet. Hier ruht auch eine gewisse Maria Steiner (1883-1947). Vermutlich handelte es sich dabei um die Ziehmutter von Maria Andergast.
Im Jahr 1996 wurde im 22. Wiener Gemeindebezirk der „Maria-Andergast-Weg“ nach der Schauspielerin benannt.
Bildquellen:
- Maria Andergast: ONB digital
- Liesl Andergast: Findagrave
- Maria Andergst: virtual history
- Maria Andergast und Hans Lang: Steffiline
- Maria Andergast und Paul Hörbiger: ONB digital
- Maria Andergast: Musik-Austria
- Siegrid Breuer: ONB Digital
- Franz Antel: ONB Digital
- Richard Häussler: Filmweb Polen
- Parte: Musik Austria
- Grabstätte: © Karin Kiradi
Quellen:
- Wikipedia
- Musik-Austria
- Geschichte Wiki Wien
- Biografia Sabiado
- Wienbibliothek Digital 1973
- Lexikon Wienbibliothek digital
- "Mein Film" v. 1947, Heft 47, Seite 6: Anno ONB
- "Mein Film" v. 1947, Heft 46, Seite 6: Anno ONB
- Tamino Klassikforum
- Steffi-line
Kommentar schreiben