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Alexander Albert (1847-1916)

Alexander Albert war ein Kunsttischler und k.k. Hoflieferant. 

Alexander Albert

Alexander Albert wurde 1847 geboren und lernte das Handwerk des Tischlers von der Pike auf. Er brachte es zu einem wahren Meister seines Faches. Sein Wohnsitz und seine Kunsttischlerei, die sein Vater Michael Albert 1843 gegründet hatte, befanden sich im 3. Wiener Gemeindebezirk in der Schützengasse 19. Die Firma hieß "Albert M. & Sohn". Schon bald durfte sich Alexander „k.&k. Hofkunsttischler“ nennen. 

 

Es brennt

Am 28.03.1885 brach nachts im Keller der Hof- und Kunsttischlerei in der Schützengasse ein Feuer aus. Es war durch Überhitzung der Öfen entstanden. Diese waren zur Trockenlegung von Brettern im Keller aufgestellt worden. Durch die reichlich vorhandenen Holzvorräte konnte sich das Feuer rasch ausbreiten. An der Brandbekämpfung waren zahlreiche Löschmannschaften im Einsatz. Der Brand konnte zwar rasch unter Kontrolle gebracht werden, der Schaden war allerdings gewaltig.  

 

Der Kunsttischler 

Alexander Albert

In Wien fand jährlich eine Gewerbe-Ausstellung statt. Bei dieser war auch immer die Kunsttischlerei Albert vertreten. 1888 wurde eine Jubiläums-Ausstellung abgehalten. Alexander Albert fungierte als Mitglied des Executiv-Kommitees und stellte auch selbst aus. Seine Ausstellungsstücke erregten großes Aufsehen. Vor allem ein Zimmer, das der Meister im Stil Ludwig XVI. gestaltet hatte, zog die Besucher in ihren Bann. Die Handschrift Alexander Alberts war eindeutig zu erkennen. Die Exponate spiegelten den Sinn für das Schöne und die Liebe für die Echtheit des Künstlers wider. Sie waren frei von Überladungen und Schwerfälligkeiten. Als 2. Zimmer war ein Arbeitszimmer aufgebaut. Darin stand ein für damalige Zeiten moderner Schreibtisch, der bereits mit einer elektrischen Lampe ausgestattet war. Weiters gehörten noch eine nette Garnitur Sitzmöbel, ein schön gearbeiteter Bibliothekskasten, sowie ein praktischer Aktenhalter dazu. Im Nu war dieses „Privatbüro“ verkauft. Auch der Kaiser bedankte sich beim Aussteller und drückte sein Wohlgefallen aus.  

Beichtstuhl in der Breitenfelder Kirche, gefertigt von Alexander Albert

Alexander Albert fertigte u.a. für die im Juni 1898 eingeweihte Breitenfelder Kirche einen Beichtstuhl an. Für die serbisch-orthodoxe Kirche in der Veithgasse im 3. Bezirk stellte er die prunkvolle Ikonostase her (so heißt in der orthodoxen Kirche die Trennwand zwischen Altarbereich und Betraum der Gläubigen). 

 

Der k.u.k. Hoftischler war auch unter den beauftragten Firmen zur Ausgestaltung des Neuen Wiener Rathauses, das 1893 fertiggestellt wurde. Im April 1900 erhielt Alexander Albert den Auftrag für die Herstellung von 21 Sitzplätzen im Wiener Gemeinderats-Sitzungssaal. Er musste 25 % des Wertes der Möbel als Kaution hinterlegen. Die Fa. dürfte damals finanziell nicht mehr so gut dagestanden sein. Jedenfalls suchte Alexander im Juli beim Gemeinderat an, die hinterlegte Kaution auf 10 % zu reduzieren und ihm den Rest auszubezahlen. Dem Ansuchen wurde stattgegeben.  

 

Im Dezember 1906 wurde das Wiener Postsparkassenamt eröffnet. Einige der Möbel dafür wurden in der Werkstatt von Alexander Albert gefertigt.

Ein ganz besonderes Möbelstück

Sargschlüsselschrank der Habsburger, gefertigt von Alexander Albert

Sargschlüssel

Ein besonderes Kunstwerk aus der Hand des k.k Hoftischlers steht heute noch in der kaiserlichen Schatzkammer in Wien. Es handelt sich um den Sargschlüsselschrank der Habsburger. In diesem Schrank befinden sich 139 Schlüssel.

  

Das Begräbnis von Mitgliedern des Kaiserhauses wurde nach einer genau festgelegten Zeremonie durchgeführt. Nachdem der Leichenzug in der Kapuzinergruft ankam, wurde der mit Samt ausgeschlagene Holzsarg geöffnet und der Oberstkämmerer fragte den Guardian des Konvents, ob er den Toten kenne. Nach dem Bejahen der Frage wurde der Sarg wieder geschlossen und in den bereitgestellten Metallsarg gestellt. Dieser wurde mit zwei verschiedenen Schlüsseln versperrt, wobei einer bei den Kapuzinern verblieb und der andere dem Obersthofmeister übergeben wurde. Dieser Schlüssel wurde in der Schatzkammer in diesem besonderen Schrank deponiert. Auch die Schlüssel zu den Särgen der Habsburger die in Seckau, Bozen, Gmünd, Gran, Linz, Mantua und Neuberg an der Mürz beigesetzt sind, wurden in der Schatzkammer hinterlegt. Der Schrank für die Aufbewahrung dieser Schlüssel ist ein viertüriger Holzschrank im Stil des Neobarock und hält zahlreiche kleinen Laden für die Sargschlüssel 

Sargschlüsselschrank der Habsburger, gefertigt von Alexander Albert

bereit. Auch bei der Anordnung der Schlüssel herrschte ein strenges Zeremoniell: Der Mittelteil des Schranks war den Kaisern und deren engsten Angehörigen vorbehalten. Die Schlüssel zu den Särgen aller anderen Mitglieder des Hauses Habsburg wurden in den Seitenteilen untergebracht. In der Nische der Mitteltür ist ein Elfenbeinkreuz montiert, das vermutlich aus der Zeit um 1695 stammt und für den Schrank wiederverwendet wurde. 

 

Den Auftrag für dieses Objekt vergab Kaiser Franz Joseph 1896 an den Hoftischler Alexander Albert. Der Meister schuf ein wunderbares intarsiertes Stück Handwerk, welches mit applizierten floralen Mustern verziert ist. Die Türen des Schreins sind mit Wappen vom Orden des Goldenen Vlies geschmückt. Der Schrank hat die Ausmaße von 243 x 149 cm und wurde aus Nussbaum und anderen Hölzern hergestellt. Den mittleren Teil ziert oben die österreichische Kaiserkrone. 

 

Aber nicht nur die Habsburger verwendeten Sargschlüssel. In gehobenen Kreisen war das Versperren von Särgen durchaus üblich. Die Schlüssel dienten zur Erinnerung an den jeweiligen Toten und wurden in speziellen Kassetten oder Behältnissen aufbewahrt. 

 

 Witwerschlüssel 

Witwerschlüssel

Es gab übrigens auch sogenannte "Witwerschlüssel". Grundsätzlich hatte immer die Frau die Schlüsselgewalt im Haus inne. Diese erhielt sie automatisch mit der Heirat. Das berechtigte sie u.a. dazu, im Namen ihres Mannes Rechtsgeschäfte abzuschließen. Meist trug die Hausfrau an einem Gürtel einen großen Schlüsselbund für alle Schränke, Türen etc. des Hauses. Starb die Ehefrau, dann trug der Witwer einen kleinen Schlüssel gut sichtbar an der Kette seiner Taschenuhr. Er war das Zeichen der Trauer, aber vor allem aber der Bereitschaft, den Schlüssel abzugeben, d.h.  sich wieder zu verehelichen. 

 

Korruption und Freunderlwirtschaft in im NÖ Gewerbeverein im Jahr 1900

Die kunstgewerbliche Abteilung des Gewerbevereines beschloss, für den Besuch der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 sechs Stipendien für geschickte Kunsthandwerker auszuschreiben. Als die leitenden Persönlichkeiten des Gewerbevereines davon hörten, vereinbarten sie, dass der enorm reiche Verein nicht 6, sondern 10 solcher Stipendien vergeben sollte. Die Ausschreibung erfolgte dann unter derartigen Bedingungen, dass die Bewerbung für „Protektionslose" fast aussichtslos war. Die Vergabe erfolgte durch eine Jury, in der die leitenden Herren des Gewerbevereins saßen. Allesamt waren selbst Gewerbetreibende. Ihre eigenen Söhne bzw. Angestellte ihres Betriebes reichten alle um ein solches Stipendium ein. Insgesamt gab es über 200 Bewerbungen. Die 10 Stipendien in der Höhe von jeweils 700 Kronen wurden allerdings ausschließlich unter den Protektionskindern der Jurymitglieder verteilt. Ein Jurymitglied hatte zwar Hemmungen seinem eigenen Sohn den Zuspruch zu geben, schickte zur Abhilfe aber einen persönlich nominierten Vertreter in die Jury. Ein Herr drohte vorerst das Vorgehen im Verwaltungsrat anzuzeigen, aber die Verlockung 700 Kronen zu sparen, war dann doch zu groß.  Einer der Jurymitglieder war damals auch Alexander Albert. Er gab sein Stipendium seinem Zeichner Kathreiner. 

1902 gründeten die Wiener Tischler einen eigenen Verband. Möglicherweise steht diese Absplitterung auch im Zusammenhang mit dem beschriebenen Skandal. 

 

ein Gerichtsurteil

1906 kam es zu einem richtungsweisenden Urteilsspruch für Gewerbetreibende. Alexander Albert hatte einem seiner Vorarbeiter eine größere Arbeit im Akkord übergeben. Dabei stellte er ihm frei, sich selbst Helfer aufzunehmen und diese selbst zu entlohnen. Der Vorarbeiter engagierte zwar einen Arbeiter, bezahlte aber den vereinbarten Wochenlohn nicht. Daraufhin klagte der Gehilfe die Firma Albert. Das Gericht verurteilte den Betriebsinhaber mit der Begründung, dass nur der Gewerbsinhaber selbst berechtigt sei, Arbeiter zu beschäftigten. In diesem Fall vertrat der Vorarbeiter als Bevollmächtigter den Gewerbeinhaber. Dieser habe sich aber an die vereinbarten Abmachungen zu halten und den vereinbarten Lohn zu bezahlen. Damit wurde einer damals gängigen Praxis von Gewinnmaximierung der Riegel vorgeschoben.  

 

Ehrungen, Auszeichnungen und Grabstätte

Grab von Alexander Albert

Alexander Albert war "Ritter des Franz Josef-Ordens". Er wurde 1888 mit dem "Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone" ausgezeichnet.  Weitere Ehrungen wurden ihm mit dem "Goldenen Verdienstkreuz" und der "Silbernen Ehrenmedaille vom Roten Kreuze mit der Kriegsdekoration" zu teil. Er war "Bürger von Wien", Mitglied und Verwaltungsrat des Niederösterreichischen Gewerbevereines und des Wiener Kunstgewerbevereines, Ehrenmitglied des Wiener Männergesangvereines „Liederfreiheit", Mitglied der Gemeindevertretung Weißenbach an der Triesting, sowie Haus- und Realitätenbesitzer.

 

1909 verkaufte Alexander Albert sein 2-stöckiges Haus in der Schützengasse im 3. Bezirk und kaufte gemeinsam mit seiner Frau Marie ein Haus am Matzleinsdorferplatz, im 5. Bezirk. 

 

Alexander Albert starb am 22. September 1916 nach langer schmerzvoller Krankheit im 70. Lebensjahr. Der Leichnam wurde in der Aufbahrungshalle des Zentralfriedhofes feierlich eingesegnet und anschließend im Familiengrab zur ewigen Ruhe gebettet. Das Grab befindet sich in der Gruppe 34C/Reihe1/30. Es ist sowohl von Tor 3, als auch Tor 2 aus bequem zu erreichen.  

Sterbeeintrag von Alexander Albert

Bildquellen:

 

Quellen:

  • Amtsblatt der Stadt Wien 5/1900: Lehmann
  • Amtsblatt der Stadt Wien 7/1900 : Lehmann
  • Amtsblatt der Stadt Wien 11/1909 : Lehmann
  • Amtsblatt der Stadt Wien 1/1910: Lehmann
  • Festschrift zur Vollendung des Neuen Wr. Rathauses: Lehmann
  • "Der Humorist" v. 6. August 1888, Seite 4 - Anno ONB 
  • "(Neuigkeits) Welt" Blatt, v. 1. Dezember 1888, Seite 3 - Anno ONB 
  • "Gerichtshalle" v. 22. September 1873, Seite 5 - Anno ONB
  • "Das Vaterland" v. 30. März 1885, Seite 4 - Anno ONB
  • "Neue Freie Presse" v. 29. Juni 1898, Seite 6 - Anno ONB 
  • "Reichspost" v. 27. April 1900 , Seite 10 - Anno ONB   
  • "Die Arbeit" v. 18. Juli 1902, Seite 2 - Anno ONB 
  • "Das Vaterland" v. 6. April 1907, Seite 14 - Anno ONB 
  • "Deutsches Volksblatt" v. 24. September 1916, Seite 10 - Anno ONB 
  • "Die Arbeit" v. 11.11.1906, Seite 6 - Anno ONB
  • Architektenlexikon 

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Kommentare: 2
  • #1

    G. Steindl (Mittwoch, 23 Februar 2022 19:32)

    Danke für einen wieder sehr interessanten Lebenslauf. Der Teil mit den Sargschlüsseln war für mich komplett neu. Sehr lehrreich.

  • #2

    Herbert Resetarits (Donnerstag, 24 Februar 2022 14:17)

    Wieder sehr interessant. Die Bedeutung des Witwenschlüssels war mir nicht so vertraut.
    Wuste nur das es sowas gab, kannte aber die Bedeutung nicht. Danke für den herrlichen Bericht, freu mich schon auf den Nächsten. Liebe Grüße