Es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Toten ...

Friedhofskirche am Zentralfriedhof zum Hl. Borromäus
Friedhofskirche zum Hl. Borromäus

Geschichten und Geschichtliches gegen das Vergessen

"Tot ist nur, wer vergessen ist" (Immanuel Kant) 

Der Wiener Zentralfriedhof ist wohl jedem Wiener und jeder Wienerin ein Begriff. Aber die meisten wissen nichts bis wenig über die Geschichte dieses Friedhofs.  Auch Du gehörst du dieser Gruppe? Das kannst Du jetzt hier ändern. Ich erzähle dir gerne einiges Wissenswerte über die Entstehung dieses Ortes. Ich selbst war unzählige Male am Friedhof, bis ich begann, mich für die Geschichte dieses Ortes und auch für seine "Bewohner" zu interessieren. Immer tiefer zog mich die Materie in ihren Bann. Heute bin ich ein großer Fan des Friedhofs und versuche meine Begeisterung auch an andere weiterzugeben.

Dr. Emil Steinbach (1846-1907)

Dr. Emil Steinbach war Jurist und Politiker. Von 1891 bis 1893 war er Finanzminister. Auf ihn gehen einige Reformen zurück, die bis heute ihre Spuren hinterlassen haben.

 

Herkunftsfamilie und Jugend

Wilhelm Anton Steinbach (1807-1877) wurde am 20. März 1806 in Arad (gehörte damals zu Ungarn, heute Rumänien) in eine jüdische Familie geboren. Seine Eltern waren Josef Steinbach und Rosalia Deutsch. Irgendwann kam Wilhelm nach Wien. Er wohnte dort im 7. Bezirk in der Spittelberggasse 17. Wilhelm war Goldwarenfabrikant. Seine Werkstätte befand sich am Spittelberg Nr. 128. Er fertigte nicht nur Schmuckstücke an, sondern machte sich auch über die Sorgen und Probleme seiner Kunden im Zusammenhang mit den Pretiosen Gedanken. Er suchte nach Lösungen und das Ergebnis waren einige Erfindungen. 1942 erhielt er z.B. ein Patent für eine einfache Vorrichtung, die das Verlieren von Bracelets (Armbändern) verhinderte. Wer weiß wie vielen Frauen durch diese Innovation Kummer und Leid erspart blieb, weil sie ihren Schmuck nicht verloren haben. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme, die vermutlich mit der Erkrankung ihres Sohnes Wilhelm zusammenhingen, musste Wilhelm sein Geschäft schließlich schließen. Er war dann bei der Verkehrsbank als Pretiosen-Schätzmeister angestellt.  

 

Am 18. Mai 1845 heiratete Wilhelm die Christin Emilie Auguste Ofner (1813-1881). Die Braut stammte aus Brünn. Seiner Frau zuliebe trat Wilhelm anlässlich der Hochzeit auch vom Judentum zum Christentum über. Die Hochzeitszeremonie fand in der Pfarre St. Johann Nepomuk im 2. Bezirk statt.  

Trauungsregister Wilhelm und Emilie Steinbach 1845

Ca. 1 Jahr später stellte sich im Hause Steinbach das erste Mal Nachwuchs ein. Emil erblickte am 11. Juni 1846 das Licht der Welt. Im Laufe der Jahre kamen dann noch 2 Kinder dazu. Die Familie wohnte dann in der Neustiftgasse 5. 

  • Emil (1846-1907)
  • Wilhelm (1848-1864)
  • Robert (1855-1917) ⚭ Josephine Charlotte Kanitz 

Sohn Wilhelm war der Zweitgeborene und kam am 13. Jänner 1848 zur Welt. Er besuchte die HAK. Doch der Schüler erkrankte schwer. Deshalb war wohl auch sein Vater ab September 1862 immer wieder mit ihm in Gmunden und in Ischl zur Kur (Das Sommerdomizil von Kaiser Franz Joseph wurde erst 1906 zu „Bad Ischl“).  Der Zustand von Wilhelm Jun. besserte sich aber nicht. Schließlich trat das Schlimmste ein. Er starb am 26. Mai 1864 im Alter von 16 Jahren an Nierensteinen. Beerdigt wurde er am Friedhof St. Marx

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